"Streetart is female": In einer männlich dominierten Szene

Bildmächtige Frauenpower gegen Unterdrückung: Der Band "Streetart is female" wird in München vorgestellt.
von  Roberta De Righi
Eine Wandmalerei des Duos Duo Medianeras im belgischen Ostende.
Eine Wandmalerei des Duos Duo Medianeras im belgischen Ostende. © Verlag

München - Eine Frau kniet weinend auf dem Boden, vor ihr ein umgeworfener Blumentopf mit einer Pusteblume – neben ihr die Beine eines schwarzen Mannes im Kaftan und der Griff eines Maschinengewehrs.

Street Art is female

Das Graffiti "Death to Darkness" von Shamsia Hassani ist ebenso plakativ wie wirkungsvoll. Die Künstlerin war vor der Machtergreifung der Taliban Professorin an der Kunsthochschule von Kabul und hält sich mittlerweile an einem unbekannten Ort auf. Ihre Street Art ist lebensgefährlich. Die Sprayer-Szene ist männlich dominiert, doch inzwischen gibt es auch eine Reihe von Frauen, die es geschafft haben, sich auf der Straße zu behaupten. Der Bildband "Street Art is female", herausgegeben von Alessandra Mattanza (Prestel, 239 Seiten, 36 Euro) präsentiert nun Murals von 24 internationalen Graffiti-Künstlerinnen.

Bilder von Frauen: so verschieden wie die einzelnen Stile

Die Haltung der Frauen ist dabei so verschieden wie die Malstile und -techniken, in denen sie sich ausdrücken. Die Französin Zabou etwa schafft fotorealistische Murals in Schwarzweiß, ihre Landsfrau Kashink malt lieber Gestalten, deren Ästhetik zwischen Frida Kahlo und Dia de los Muertos schillert. Lula Goce aus Spanien entwirft floral umflorte, starke Frauen, die Römerin Gio Pistone erschafft streng graphische, aber fantastische Fabelwesen.

Zwei Superfrauen des italienischen Duos LeDiesis aus Florenz.
Zwei Superfrauen des italienischen Duos LeDiesis aus Florenz. © Verlag

Politische Botschaften auf den Wänden der Stadt

Die Britin Anatomix hat den Fuchs zu ihrer Symbolfigur gemacht, die aussieht, als sei sie in Origami-Technik aus Papier gefaltet. Das Duo Medianeras wiederum sorgt dafür, dass aus Hauswänden riesige Grisaille-Gesichter hervorbrechen, die weder eindeutig weiblich noch männlich sind. Die Gleichstellung der Geschlechter ist das Hauptthema der beiden Argentinierinnen.

"Stop telling women to smile"

Und auch in den USA ist die Street-Art-Szene vor allem Medium für politischen Aktionismus. Die gebürtige Ecuadorianerin Lady Pink aus Queens ist schon Legende mit ihren knallbunten, vielschichtigen Motiv-Collagen. Eindeutige Botschaften findet man bei Tatyana Fazlalizadeh: "Stop telling women to smile" oder "America is black".

Abstrakt-bunte Patterns konzipiert die US-Amerikanerin Maya Hayuk, während in Swoons großformatigen Wandzeichnungen ihr charakteristischer schwarzer Strich dominiert. Zwei deutsche Künstlerinnen sind schließlich auch dabei: Hera aus Frankfurt lässt überlebensgroße Manga-Geschöpfe mit traurigen Kulleraugen entstehen, und aus München abgewandert ist Mina Mania. Ihre stilistisch vielfältigen Murals muss man an der Spree suchen.


Buchpräsentation am 16. Dezember ab 18.30 Uhr im Kunstlabor 2 (Dachauer Str. 90).

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