Niveauvolles Wortgefecht

Der Bayerische Buchpreis geht an Emine Sevgi Özdamar und den Sachbuchautor Helge Hesse
Volker Isfort
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Die Regisseurin und Autorin Ermine Sevgi Özdamar.
imago/Rau Die Regisseurin und Autorin Ermine Sevgi Özdamar.

Der Bayerische Buchpreis ist eine Besonderheit innerhalb der an Preisverleihung wahrlich nicht armen Buchbranche. Denn Publikum und Autoren schauen der Jurysitzung live zu.

Diese begann am Donnerstagabend in der Allerheiligen Hofkirche in leicht morbider Atmosphäre, weil der Bayerische Rundfunk, der die Veranstaltung live im Radio überträgt, das Publikum noch mit den vorangehenden Nachrichten beschallte, also mit der Information, dass die Krankenhäuser nun voll seien und die "Absage größerer Veranstaltungen" empfohlen werde, was zur Heiterkeit im Saal führte.

Nach der zähen Verkündigung des Bayern 2-Publikumspreises an Juli Zeh für ihren Roman "Über Menschen" begann der spannende Teil des Abends: Sonja Zekri (SZ), Knut Cordsen (BR) und Rainer Moritz (Literaturhaus Hamburg) diskutierten über je drei von ihnen selbst vorgeschlagene Bücher in den Kategorien Sachbuch und Belletristik.

Nach knapp halbstündiger, lebhafter Debatte blieben alle drei bei ihren Positionen. Nur, weil Cordsen seinen Kandidaten (Philipp Sarasin: "1977") "opferte" und Unterstützung für Helge Hesses "Die Welt neu beginnen" signalisierte, ein Buch über die radikalen Weltveränderungen Ende des 18. Jahrhunderts, konnte der Sieger schließlich gekrönt werden. Sonja Zekris Vorschlag - Katajun Amirpurs Khomeini-Biografie - hatten beide Juroren zuvor schon als zu religionswissenschaftlich abgelehnt.

Heftiger jedoch wurde um die Literatur gestritten - und das ist zugleich die Stärke und die Krux des Formats. So unterhaltsam es ist, wenn eine Jury kenntnisreich, niveauvoll und sehr lebhaft über Bücher streitet, die Angriffe auf die Vorschläge der anderen waren messerscharf.

Nach halbstündigem Wortgefecht ging Emine Sevgi Özdamar als Siegerin aus der Juryschlacht heraus, obwohl Moritz und Cordsen ihre Lebensgeschichte "Ein von Schatten begrenzter Raum" zeitweise schonungslos kritisiert hatten. Auch Jenny Erpenbecks Roman "Kairos" wurde filetiert, während Jovanna Reisingers "Spitzenreiterinnen" unbeschadet aus der Diskussion herauskam, allenfalls als ein wenig zu leicht befunden wurde.

Der Ehrenpreis des (abwesenden) Ministerpräsidenten ging an Frank Schätzing, der daran erinnerte, dass er als Kölner, am 11.11. eigentlich anderes zu tun hätte, als in München zu verweilen - und sich mit einem "Kölle Alaaf" bedankte.

Zuvor aber hatte der humorbegabte Thrillerspezialist ("Der Schwarm") und Sachbuchautor ("Was, wenn wir einfach die Welt retten?") noch den großen bayerischen Baumumarmer in die Pflicht genommen, sich am Klimaschutzprogramm stärker zu beteiligen.

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