Literaturfest: "Es wird ein sehr politisches Programm"

Das diesjährige Literaturfest blickt verstärkt auf die Ukraine und Mitteleuropa.
Volker Isfort
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Die ukrainische Autorin Tanja Maljartschuk kuratiert das Forum während des Münchner Literaturfests.
Die ukrainische Autorin Tanja Maljartschuk kuratiert das Forum während des Münchner Literaturfests. © dpa

Den durch das Oktoberfest beschleunigten Anstieg der Corona-Inzidenz beobachtet auch der Münchner Kulturreferent Anton Biebl mit wachsender Sorge, er geht aber davon aus, dass das kommende Literaturfest München vom 16. November bis 4. Dezember endlich mal wieder ohne Einschränkungen stattfinden wird.

Wünschenswert wäre es, denn die kommende Ausgabe bezeichnete er auf einer Pressekonferenz im Literaturhaus als außergewöhnlich. Das gilt nicht nur wegen der Schließung des Gasteigs, der zu einem Umzug der beliebten Bücherschau ins Literaturhaus führt, sondern besonders für das Forum, das dieses Jahr von der ukrainischen Autorin und Bachmann-Preisträgerin Tanja Maljartschuk kuratiert wird.

Die in Wien lebende Autorin erklärte, dass sie in München keine "Parade ukrainischer Autoren" präsentiere, schon allein, weil es nichts zu feiern gebe, sondern mit ihrer Veranstaltungsreihe "Frei sein – Mitteleuropa neu erzählen" eine Bühne biete für Dialoge und Diskussionen mit osteuropäischen Autoren.

So werden Andrej Kurkow und Herta Müller darüber diskutieren, was es bedeutet, in einer Diktatur aufzuwachsen, während Artem Chapeye und Artem Tscheck von ihrem Leben als Schriftsteller an der Front berichten werden.

Diesjähriger Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels Schadan beim Literaturfest

Über "Das Böse in Geschichte, Politik und uns" diskutieren der Psychoanalytiker Karl Golling, der Philosoph Wolodymyr Yermolenko, Jan-Werner Müller und Witold Szablowski. Auch Serhij Schadan, diesjähriger Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels, hat seinen Münchner Auftritt.

Er stellt sein Buch "Himmel über Charkiw" vor und spielt danach mit seiner Folk-Punkband Zhadan i Sobaki im Muffatwerk. "Es wird ein sehr politisches Programm", sagte Tanja Maljartschuk, "das ist mein Beitrag zum Projekt Europa, wo die Ukraine hingehört, ansonsten verschwindet sie."

 "Vibrierendes Haus voller Literatur"

Tanja Graf, Leiterin des Literaturhauses, dankte dem Ukranian Institute, das die Ausreise der eingeladenen Künstler im wehrfähigen Alter zu organisieren hilft, betonte aber auch, dass unter den extremen Bedingungen vielleicht nicht alle Veranstaltungen in der angekündigten Besetzung stattfinden können.

Sie freut sich aber auf ein "vibrierendes Haus voller Literatur", das neben den zahlreichen Lesungen im Saal den Bücherfreunden in der Galerie eine Auswahl von 4.000 Büchern aus fast 100 Verlagen zum Schmökern bietet – während des Literaturfests täglich von 8.30 Uhr bis 23 Uhr. "Das ist natürlich auch eine Herausforderung für die Gastronomie", sagte Tanja Graf, die zuversichtlich ist, dass ihr Haus somit mehr als sonst Festivalzentrum und Begegnungsstätte wird.

Zur Bücherschau gehören natürlich ebenso ein Kinder-und Jugendprogramm, sowie Lesungen, die dieses Jahr zwei Höhepunkte für Kinofans bieten. Wenige Tage nach seinem 90. Geburtstag wird "Heimat"-Regisseur Edgar Reitz seine gerade erschienenen Erinnerungen vorstellen und der Journalist Claudius Seidl präsentiert seine Biografie über Helmut Dietl.

Neu im diesjährigen Literaturfest ist die "Münchner Schiene", die sich mit hiesigen Autorinnen und Autoren an ein jüngeres Publikum richtet und von Benedikt Feiten betreut wird. Hier gibt es Poetry-Slam und Graphic Novels, Kreativ-Experimente und Lesungen quer verteilt durch die Stadt von der Favorit Bar bis hin zum Bellevue di Monaco.

Zum Abschluss des Veranstaltungsmarathons werden wie immer am ersten Wochenende im Dezember mehr als zwei Dutzend unabhängige Kleinverlage im Literaturhaus ihre Bühne bekommen und ganz besondere Bücher präsentieren.


Mehr Informationen unter literaturfest-muenchen.de

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