"Hauck & Bauer" im Literaturhaus München: Hatte Goethe eine Sacknase?

Das Cartoon-Duo "Hauck & Bauer" beschert uns eine luftig-leichte Sommerausstellung im Literaturhaus.
von  Christa Sigg
"Barack Obama" oder: Spontan gesehen ist die Welt ganz einfach. Und warum nicht mal einen Präsidentenkuchen backen?
"Barack Obama" oder: Spontan gesehen ist die Welt ganz einfach. Und warum nicht mal einen Präsidentenkuchen backen? © Hauck & Bauer

Das schweißt natürlich zusammen: Im Altgriechisch-Kurs war Sophokles' "Antigone" dran, erinnert sich Dominik Bauer. Und da sah er plötzlich das selbstfabrizierte Lesezeichen seines Banknachbarn mit der vielsagenden Aufschrift "Ich hasse dieses Buch". Saulustig fand er das damals, und dann ging's auch schon los mit dem Witzeln und Rumspinnen zwischen Elias und Dominik, besser bekannt als "Hauck & Bauer".

Im Literaturhaus sind die Cartoons des erfolgreichen Duos jetzt in einer unterhaltsamen Werkschau zu erleben - übernommen vom Frankfurter Caricatura Museum und um literarische Themen erweitert. Wahrscheinlich ist das Münchens luftig-leichteste Sommerausstellung, und tatsächlich baumeln einzelne Blätter von der Decke, drehen sich im Luftzug und finden ihr amüsiert flanierendes Publikum. Ob nun Martin Walser rotiert und mit Rotweinglas in der Linken eine Lesung vom Deckel, respektive einem Wein-Fuizl, absolviert oder Goethe, der bei hochsommerlichen Temperaturen eine veritable Sacknase entwickelt.

Hauck und Bauer fangen "Figuren am Rande der Gesellschaft" ein

Man kann das nicht beschreiben, der Gag geht dabei mindestens flöten. Zumal vieles gerade in seiner alltäglichen Normalität kleine Bomben parat hält. Das hat vor fast 20 Jahren auch die Redakteure der "Frankfurter Sonntagszeitung" spontan überzeugt. Hauck und Bauer schickten nur so zum Spaß ein paar ihrer originellen Bildstreifen ein, und schon hatten sie den Job, der sie bis heute wöchentlich auf Kreativ-Trab hält: "Figuren am Rande der Gesellschaft" einzufangen.

Wobei sich die meisten Kandidaten mittendrin tummeln. Man hat in einer Tour das Gefühl, Bauer und Hauck spazierten durch die Welt und bedienten sich direkt vor der Nase. Ihre Durchschnittstypen kennt jeder, und gar nicht so selten stecken sie in uns selbst. Am Supermarktregal über ein Barack-Obama-Produkt zu stolpern, könnte auch der Rezensentin passieren. Backaroma ist doch fast das Gleiche…

Bauer macht den Plot, Hauck die Zeichnung

Ganz nebenbei gibt die Ausstellung Aufschluss über den Werkprozess und die klare Arbeitsteilung. Bauer denkt sich einen Mini-Plot aus, und Hauck liefert dazu die Zeichnung. Das hat schon in der Schule im unterfränkischen Alzenau ohne besondere Absprachen funktioniert. Und wenn die Idee nicht zündet, ist sie eben gestorben, und Bauer denkt sich die nächste Geschichte aus.

Für Anke Engelkes WDR-Sendung "Anke hat Zeit" entstehen ganze Cartoon-Clips - eine feine Auswahl läuft über den Monitor. Und da kommt dann Vergleichbares ins Visier, das mittlerweile auch in Buchform zu haben ist: Beziehungskram, "Genderquatsch", Elternterror, Corona, Kulturkrampf und immer wieder beherztes aneinander vorbei Reden. Aber das führt ja zu den schönsten Wirrungen.


"Hauck & Bauer", bis 19. September im Literaturhaus München, Salvatorplatz 1, täglich von 11 bis 18 Uhr, www.literaturhaus.de; Bücher im Antje Kunstmann Verlag und bei Jung und Jung

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