Bildband zu James Bond: Die große Welt des 007

Daniel Craig ist die Angela Merkel unter den Geheimagenten: Es gibt junge Menschen, die keine andere Kinowelt kennen als die, die von Craig gerettet wird. Nun geht er also endgültig, gerade ist die DVD/BluRay von "Keine Zeit zu sterben" erschienen, dem letzten Film mit Daniel Craig als 007. Damit endet eine Ära.
Daniel Craig war ein völlig neuer Bond-Typ
Der Neue als Nachfolger von Pierce Brosnan war 2006 eine Zumutung: "Zu ernst! Zu brutal! Zu blond!", wie Wieland Schwanebeck in seinem Büchlein "James Bond. 100 Seiten" (Reclam, 102 Seiten, 10 Euro) feststellt. Mit Daniel Craig hatte in "Casino Royale" ein völlig neuer 007-Typ seinen ersten Auftritt als James Bond.
Das Publikum (die Frauen vielleicht etwas schneller als die Männer) gewöhnte sich dann aber doch recht bald an den äußerst athletischen Agenten, der dann fünf Filme lang und über einen Zeitraum von 15 Jahren dem Geheimagenten ein Gesicht gab - länger hielt bisher kein anderer durch (Sean Connery und Roger Moore waren waren aber in jeweils sieben Filmen zu sehen). Daran war natürlich auch Corona schuld, die Pandemie führte zu diversen Verschiebungen des Kino-Starts von "Keine Zeit zu sterben".
Ganz große Gefühle
Zur anfänglichen Härte kam bald das große Gefühl, das Bond sonst eher fremd war - erst Liebe, dann Trauer. Und: Bond erhielt mit Daniel Craig eine echte Biografie, die vom großartigen "Skyfall" (2012) bis zum Finale in "No Time To Die" erzählt wird.
Einen Überblick über die ganze, 25 offizielle Filme umfassende Bond-Welt gibt nun der opulente, so text- wie bildreiche, mehr als sechseinhalb Kilo schwere Band "The James Bond Archives" aus dem Taschen-Verlag.
Neuer Buchband gibt Einblicke hinter die Kulissen
Der Band lässt uns tief eintauchen in die große 007-Welt. Film für Film wird dort ausführlich von den Machern vor und hinter der Kamera in (aus verschiedenen Quellen zusammengesetzten) Gesprächen erhellend erörtert. Wir begegnen einem jungen Sean Connery, dem Einmal-Bond George Lazenby ("Im Geheimdienst Ihrer Majestät", 1969)
An manche Filme erinnert man sich mit sanftem Entsetzen - an Bonds Weltraum-Abenteuer "Moonraker - Streng geheim" (1979) zum Beispiel. Und erfreut sich dann an der Erkenntnis, dass es nach solchen Überdrehtheiten dann die Aufgabe des jeweils nächsten Bond-Darstellers war, die Figur wieder ein wenig auf dem Boden zurückzuholen.
Carole Bouquet war ein "hinreißendes" Bond-Girl
Da erfahren wir unter anderem, dass man (bis heute) nicht alleine ist in der Begeisterung für Carole Bouquet als Melina Havelock an der Seite von Roger Moore in Film "In tödlicher Mission" (1981). Regisseur John Glen sagt: "Sie war einfach hinreißend." Und: Ich konnte in ihr sofort das Mädchen mit der Armbrust sehen, das Fleming beschrieben hatte und das tatsächlich als einziges Fleming-Element das im Film geblieben war."
Dazu gibt es zahlreiche Filmbilder und Aufnahmen von hinter den Kulissen. Da kann man zum Beispiel eine kunstvolle Bildkomposition aus "James Bond jagt Dr. No" bewundern: Hinten, klein und halb kniend, schwingt sich Sean Connery als 007 in sein Hotelzimmer, in dem, nur spärlich bekleidet, Eunice Gayson als Sylvia Trench Golf spielt. Der kleine Bond und die Riesenfrau - was da alles an Psychologie mitschwingt!
Private Einblicke in die Welt des Autors
Dem Filmteil vorangestellt ist ein "Playboy"-Interview mit Ian Fleming, das dieser dem Magazin kurz vor seinem Tod 1964 gegeben hatte. Allein die Schilderung des Lebens auf Flemings Anwesen "Goldeneye" auf Jamaika! Dort sind alle Bond-Romane entstanden, immer nach dem Prinzip: Schnell tippen - um dann viel Zeit für das gute Leben zu haben. Wenn man die Bilder dazu sieht - Fleming im Paradies -, wird klar, wie ihm die Schilderung der Bond-Welt so leicht von der Hand ging.
Paul Duncan: "The James Bond Archives. No Time To Die-Edition" (Taschen-Verlag, 648 Seiten, 150 Euro, taschen.com