Buch über das Leben mit Papst Benedikt XVI.

„Mein Bruder, der Papst“: Der Bruder von Benedikt XVI. schreibt über seine Kindheit mit Joseph Ratzinger, Haferflocken und „Kommissar Rex“. Neues und Intimes? Eher nicht.
dpa |
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München – Haferflocken haben Papst Benedikt XVI. als Kind womöglich das Leben gerettet. Als Säugling wollte Joseph Ratzinger nichts behalten, alle Nahrung spuckte er wieder aus. Bis ihm eine Ordensschwester Haferflocken gab. „Und siehe da, die Haferflocken konnte er behalten und hat sie auch gerne gegessen. Die haben ihm praktisch das Leben gerettet.“ So schreibt Georg Ratzinger im soeben erschienenen Buch „Mein Bruder, der Papst“ (Herbig-Verlag), das er dem kirchlichen Publizisten Michael Hesemann diktierte.

Der Termin dafür dürfte nicht zufällig wenige Tage vor Benedikts Besuch in Deutschland gewählt worden sein. Der ältere der zwei Geschwister – beide wurden am selben Tag zu katholischen Priestern geweiht – schildert in dem Buch den heutigen Papst als liebenswerten und bescheidenen Menschen, der gerne noch mehrere Bücher schreiben würde und eigentlich ein Familienmensch ist.

Im Vatikan nix Neues

Auch wenn der mittlerweile 87-jährige Georg Ratzinger, ehemaliger Leiter der weltberühmten Regensburger Domspatzen, ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert – wesentlich Neues oder gar Intimes über das Leben und den Alltag des katholischen Kirchenoberhauptes erfährt der Leser nicht. Wer es noch nicht wusste, kann nachlesen, dass der Papst einer streng gläubigen Familie aus der Nähe des Wallfahrtsortes Altötting entstammt. Die Mutter sang selbst beim Geschirrspülen noch Marienlieder. Sie war der gütige Teil der Eltern, der Vater der strenge, der abends auf der Zither spielte und dazu Volkslieder sang. Als auch der jüngere Bruder ins Internat kam, sagte die Mutter zu Sohn Georg: „Pass gut auf den Joseph auf.“

Weiter erfährt der Leser aus den Erzählungen des Papst-Bruders, dass vor allem Joseph Ratzinger Sport schon als Kind regelrecht hasste, dass der Vater die Aufnahme seiner Buben in die Hitlerjugend (HJ) verwehrte und beide nicht gerne Soldaten waren. Die Kriegserlebnisse hätten sie vielmehr in ihrem Willen bestärkt, Priester zu werden.

Nach der Schilderung der Theologen- und Professorenjahre seines Bruders sowie dessen Zeit als Münchner Erzbischof und römischer Kurienkardinal an der Seite von Papst Johannes Paul II. kommt Georg Ratzinger auf die Wahl seines Bruders zum Kirchenoberhaupt zu sprechen. Doch zuvor räumt er mit der Mär auf, Joseph Ratzinger habe als Ruheständler zurück in sein Haus im Regensburger Vorort Pentling ziehen wollen: „In Pentling hätte er ... nie genügend Platz gehabt für diese vielen Bücher.“

"In diesem Augenblick war ich ziemlich niedergeschlagen"

Georg Ratzinger beschreibt seine Enttäuschung, als am 19. April 2005 auf dem Petersplatz in Rom der Name seines Bruders als neuer Papst genannt wurde. „Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich in diesem Augenblick ziemlich niedergeschlagen war.“ Er sei traurig gewesen, dass sein Bruder „jetzt wahrscheinlich keine Zeit mehr für mich haben würde“. Doch schon wenige Tage später hatte sich die Resignation gelegt.

Zuletzt schreibt Georg Ratzinger, dass er seinem berühmten Bruder das Gefühl geben will, wenigstens ein Minimum an normalem Leben zu führen. Jedenfalls schaut Benedikt XVI. abends gerne „Kommissar Rex“ im Fernsehen an – „weil wir auch Hunde gerne haben“.

 

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