Bruno Jonas und Monika Gruber: Die Klugscheißer vom BR
Anfang Januar startet im Bayerischen Fernsehen eine neue Sendung mit Monika Gruber und Bruno Jonas. Die AZ hat die beiden getroffen.
Von Tina Angerer
Der BR setzt wieder auf Satire: Nach dem bitteren Verlust von Frank Markus Barwasser, der als Erwin Pelzig zum ZDF in „Neues aus der Anstalt“ wechselte, hat der BR Bruno Jonas aus seiner selbstverordneten Fernsehpause geholt und startet am 5. Januar eine neue Satire-Sendung. Heute ist die Aufzeichnung der ersten Sendung. Das Konzept stammt von Jonas, an seiner Seite sind die derzeit erfolgreichste bayerische Komikerin Monika Gruber und der ehemalige Bully-Partner Rick Kavanian. Die drei arbeiten in der fiktiven Haidhauser Berateragentur „Klugsch-Eißer & Co. KG.“ Die AZ traf Jonas und Gruber bei Proben in Unterföhring.
AZ: Frau Gruber, Herr Jonas, sind Kabarettisten nicht alle Klugscheißer?
BRUNO JONAS: Natürlich, es gehört zur Kernkompetenz des Kabarettisten. Er weiß alles besser, der Spott setzt von Anfang an die Haltung des ganz Schlauen voraus – also das Klugscheißen.
MONIKA GRUBER: Wobei der erhobene Zeigefinger einen ja auch nervt, man muss sich schon auch über sich selbst lustig machen.
JONAS: Deswegen heißt die Sendung ja auch Klugsch-Eißer & Co. KG. Wie spielen Berater, weil die Beraterfigur die zentrale Figur des Zeitgeistes ist. Weil wir in der immer komplexeren Welt gar nicht mehr durchblicken. Auch die Politiker brauchen immer mehr Beratung.
Herr Jonas, Sie haben mal gesagt: Wenn einer weiß, dass er nichts wissen kann und trotzdem so tut, als könnte er was wissen, dann ist er wahrscheinlich ein Depp – oder ein Berater.
GRUBER: Das ist ein guter Satz. In der Zeit, als ich noch Sekretärin in einer Computerfirma war, sind wir regelmäßig überfallen worden von solchen McKinsey-Roland-Berger-Typen. Das waren genau solche Menschen, so aalglatte...
JONAS: Klugscheißer.
GRUBER: Genau. Und die sitzen dir wochenlang auf der Pelle und zeigen dir dann in Grafiken und Powerpoint-Präsentationen wie deine Firma angeblich funktioniert...
JONAS: Und erklären dem CEO, also dem Chef, dann, dass man das alles auch mit weniger Leuten machen kann. Cost-Cutting, darum geht’s.
CEO, Cost-Cutting, woher haben sie das Vokabular?
JONAS: Manchmal trifft man ja sogar einen CEO.
Sind die bei Ihnen in der Kabarett-Vorstellung?
JONAS: Doch, da hocken sie auch manchmal drin. Die lachen ja gern, auch über sich, sind ja Zyniker.
GRUBER: Bei dir sind die vielleicht – wenn sie nicht grad in einem Domina-Studio sind. Bei mir sind solche nicht.
Frau Gruber, werden Sie jetzt politische Kabarettistin?
GRUBER: Ich habe das ja immer mal wieder gemacht, auch wenn es in meinen Liveprogrammen nicht so vorkommt. Bei „Neues aus der Anstalt“ kann ich ja schlecht über blöde Kindernamen reden. Mich interessieren politische Themen auch und deswegen ist die Sendung eine Herausforderung.
Wen beraten Sie zum Beispiel?
GRUBER: Ich denke, wenn Herr Westerwelle zur Hochzeit von Prinz William eingeladen wird, braucht er dringend Beratung, wie er sich da aufführen soll.
JONAS: Die Monika hat zum Beispiel einen wichtigen Auftrag angenommen: das Face-Lifting der CSU. Sie hat da ein überzeugendes Angebot gemacht.
Und zwar?
GRUBER: Es heißt ja immer, man soll die Politik näher zum Menschen bringen. Wir würden raten, die CSU näher zum Mädchen zu bringen, also zur Frau, und die Frauen näher zu diesem Altherrenverein.
Dann sind wir jetzt doch bei der Frauenquote gelandet.
JONAS: Da sind wir immer nahe dran.
Hat der BR auch eine?
GRUBER: Wahrscheinlich bin ich hier nur die Quotenfrau.
JONAS: In der ersten Sendung haben wir eigentlich 50 Prozent Frauen, weil uns da auch noch Maren Kroymann als Gast unterstützt. Im Hintergrund halten sowieso die Frauen die Fäden in der Hand.
Beim BR?
JONAS: Naja, jedenfalls in der Berateragentur in der Sendung. Diese Frauen sind nicht sichtbar, nur spürbar. Die Berater haben auch ein Privatleben, ich hab zum Beispiel eine Frau, die sich dauernd einmischt.
GRUBER: Ich hab eine beste Freundin und Rick muss als braver armenischer Sohn einer sehr konservativen Mutter auch viel mit seiner Mama kommunizieren.
Was hätten Sie denn Alice Schwarzer oder Kristina Schröder geraten?
GRUBER: Ich würde als Coach noch Verona Pooth raten, was dazu zu sagen, dann kriegt sie endlich einen neuen Spinatauftrag. Ich find’s halt lächerlich, wenn ich sehe, wie viele Frauen das leben, worüber die anderen diskutieren: Die haben einen Beruf, Kinder, einen Freundeskreis, engagieren sich sozial – und haben heterosexuellen Geschlechtsverkehr...da brauch ich die zwei Amseln nicht. Letztlich profitiert eine wie Schröder ja auch von einer Frauenquote. Da gibt es einen Ministerposten, der Kandidat sollte aus dem und dem Land kommen, wäre gut, wenn es eine Frau wäre – dann waren wahrscheinlich noch zwei übrig. Und nur die eine hat ein Studium gehabt.
JONAS: Aber man muss auch sehen, dass Frau Schröder in der Reibung mit Frau Schwarzer enorm an Profil gewonnen hat. Gabs vorher irgendeinen Satz von ihr, an den man sich erinnerte?
GRUBER: Ja, es gibt einen Satz, dafür könnte ich sie küssen. Sie hat gesagt, als sie 14 war, sind all ihre Schulkameradinnen auf Pferde gestanden, nur sie stand auf Helmut Kohl. Klassiker.
JONAS: Wenn man sich heute vorstellt, es gäbe eine 14-Jährige, die in ihrem Zimmer Sigmar Gabriel hängen hat... Westerwelle hat ja immerhin der Bravo ein Interview gegen. Wer ihm das bloß geraten hat.
GRUBER: Wir nicht.
JONAS: Da hat er diplomatische Beziehungen mit der Pubertät aufgenommen.
Guttenberg hängt bestimmt in manchen Zimmern. Er ist so toll, dass er offenbar keine Beratung braucht.
JONAS: Ich denke, er hat einen sehr guten Coach. Dahinter steht ein Konzept: Dass seine Frau mit nach Afghanistan fährt, die Fotos vom Times Square, das ganze Auftreten, das ist voll durchgeplant.
GRUBER: Die sind ja im Grunde wie die Beckhams, nur mit Hirn.
Würden Sie Frau Merkel nochmal zu einem solchen Dekollete raten wie in Bayreuth?
JONAS: Auf jeden Fall. Das war eine schöne Idee.
Gruber: Ich würde aber zum Selbstbräuner raten. Und ich befürchte, unsere Kanzlerine hat jetzt Probleme, die mit dem Dekollete nicht zu lösen sind.
Frau Gruber, 2011 werden Sie 40. Stimmt es, dass Sie kürzer treten wollen?
GRUBER: Nächstes Jahr bin ich bei „München 7“ dabei, was mich sehr freut, dann mach ich einmal im Monat diese Sendung, und ab April bin ich ja mit dem neuen Programm unterwegs. Also Auszeit...
JONAS: Die nächsten 40Jahre erstmal nicht.
GRUBER: Ich würde irgendwann mal gerne drei Monate nix machen.
JONAS: Schaffst du nie.
Herr Jonas, wie war Ihr 40. Geburtstag?
JONAS: Ich kann mich noch genau an meinen 28.erinnern. Damals hab ich mir zum ersten Mal gedacht: Sakradi, jetzt werd ich alt.
GRUBER: Und dein 40.?
JONAS: Nicht so toll, und frag nicht nach dem 50. Ich kenn viele Sprüche über Altersweisheit, die ich alle für Schmarrn halte. Irgendwann denkst du dir: Ich kann’s nicht ändern.
GRUBER: Mein Versicherungsvertreter hat mir mal geraten, ich soll mir mein Leben auf dem Meterstab anschauen. Da denk ich mir: oh nein, Halbzeit.
JONAS: Monika, wir werden alle 100. Du sowieso.