Brendel hat Recht
Das aufregende Debüt des Pianisten Kit Armstrong im Prinzregententheater
Der mit Lob kargende Alfred Brendel sprach von der „ungewöhnlichsten Begabung“ für Musik, Mathematik und Sprachen, die ihm je begegnet sei. Kit Armstrong verspreche, „ein Großer“ zu werden. Und Jonglieren könne er auch noch!
Solch frühe Lorbeeren werden leicht zur Last. Die Münchner trauten Brendels Empfehlung nicht wirklich und so war das Prinzregententheater bei diesem Debüt höchstens zu zwei Dritteln besetzt. Wer aber da war, ist schlauer: Der große Pianist hat Recht.
Schon das Programm des 17-jährigen Amerikaners mit taiwanesischen Wurzeln unterschied sich erfreulich vom virtuosen Geklingel, mit dem junge Russen oder Chinesen aufzuwarten pflegen. Vor der Pause rahmten Bachs zwei- und dreistimmige Inventionen eine späte Mozart-Sonate. Dann folgte Impressionistisches von Liszt und Debussy, ehe Mendelssohn Bartholdys „Variations sérieuses“ einen Bogen zurück zur einleitenden Kontrapunktik schlugen. In der ersten Zugabe jonglierte Armstrong vor einem geschmackvoll gestalteten Chopin-Nocturne noch auf technisch höchstem Niveau mit György Ligetis vertrackter „Zauberlehrling“-Etüde.
Rundum überzeugend
Bei Bach lässt Armstrong Gefühle zu. Mit freiem Tempo näherte er die Inventionen Charakterstücken an, ohne die strukturelle Klarheit zu vernachlässigen. Bei der Mozart-Sonate überzeugte die sprechende Artikulation der Themen und der leicht unterkühlte Beginn des Adagios, der die Trauer dieser Musik umso deutlicher hervortreten ließ. Nach der Pause kamen Virtuosität und Farbenreichtum zu ihrem Recht. Nur der zerfließende Schluss der Mendelssohn-Variationen wirkte eine Spur unkonzentriert.
Zuletzt eine gute Nachricht für alle Vorsichtigen: Armstrong spielt im Mai 2010 am gleichen Ort ein Mozart-Konzert. Nicht verpassen!
Robert Braunmüller
Karten für die Matinee am 2. Mai 2010 unter Tel. 811 61 91
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