"Brasil 2014. Die Weltmeisterschaft. Das Buch." - Ein deutscher Sommer in Brasilien
Schwer ist es, "Brasil 2014. Die Weltmeisterschaft. Das Buch.", der Rückblick des Süddeutschen Verlags zur WM in diesem Jahr. Ein schöner Brocken. Und ganz unbescheiden trägt es den Untertitel "Das Buch". Ohne zu viel vorwegzunehmen: Zu Recht.
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Vor ein paar Jahren gab es die WM-Bibliothek der SZ, schöne Bildbände, nicht wirklich handlich, aber immer noch geeignet zum Schmökern abends im Bett. "Brasil 2014. Die Weltmeisterschaft. Das Buch.", diese Kombination aus Bildband, Spielberichten und Hintergrundgeschichten, ist eher ein Fall für die entspannte Sonntagmorgenlektüre am Frühstückstisch.
Und dies nicht nur wegen Größe und Gewicht - gut 3 Kilo - des Buches, sondern vor allem weil sich der Leser dabei Zeit lassen sollte. Zum Lesen. Zum Betrachten. Die meisten von uns haben die Fernsehbilder im Kopf, wenn sie an die WM denken. Jubelnde Deutsche nach dem Endspiel, den fliegenden Holländer Robin van Persie beim schönsten Tor des Turniers oder Brasiliens kollektives Entsetzen ob der Verletzung des nationalen Hoffnungsträgers Neymar.
Tuchel als Taktikexperte
Diese Bilder finden Sie auch, doch interessanter sind oft nicht die sogenannten Protagonisten, sondern die Nebendarsteller. Hierzu passend eine Aufnahme, die den jubelnden Lionel Messi nach seinem Tor gegen den Iran zeigt. Wobei hier nicht Messi von Interesse ist, sondern die elf (!) Iraner in seiner Nähe. Einer gegen alle - manchmal ist die Realität noch besser als das Klischee. Und das eingefangen mit einer Kamera.
Wenn Sie die WM "noch einmal Paroli ziehen lassen" wollen: Das große Buch zum Weltfußballturnier 2014 in Brasilien vom SZ Verlag Foto:Süddeutsche Zeitung Edition
Solche Aufnahmen wechseln sich mit Schwarz-Weiß-Bildern von Land und Leuten oder Archiv-Bildern vergangener Turniere ab. Allein als Bildband hätte dieses Buch schon seine Berechtigung. Doch hinzu kommen die interessanten Texte. Hervorzuheben ist hier eine mehrseitige Taktikanalyse mit dem ehemaligen Mainzer Coach Thomas Tuchel über die Fußball-Trends des Turniers.
Oder auch die Zeilen über die gesellschaftspolitischen Aspekte des Fußballs im Iran. Nicht zu vergessen das Porträt vom grandiosen Andrea Pirlo, einem wahren "Welt-Fußballer", der, im Gegensatz zur umstrittenen Medienfigur Cristiano Ronaldo, auch noch die Fußballtraditionalisten anspricht und nicht nur die von den Medien gesteuerten jungen Fans. Die Qualität dieser Wortbeiträge ist über denen ähnlicher Publikationen anzusiedeln. Wobei sich die Herausgeber des Buches ja auch aus den guten Spielberichten und Reportagen der SZ und SZ Online während des Turniers bedienen konnten.
Keine Klolektüre
Überhaupt ist das Buch mit Akribie und journalistischer Liebe zusammengestellt. Über das Layout kann man streiten, ein paar größere Stadionbilder hätten nicht geschadet und nicht jeder Text aus dem Rückblick-Teil auf die vergangenen Turniere ist interessant. Aber diese Kritikpunkte sind vergleichbar mit der Bedeutung des 1:7-Ehrentreffers der Brasilianer im Spiel gegen Deutschland. Nur ein Fall für die Statistik.
"Brasil 2014. Die Weltmeisterschaft. Das Buch." lässt "unseren" Triumph im Maracana und den Weg dorthin noch einmal aufleben. Mit tollen Bildern, interessanten Hintergrundartikel und fundierten Spielberichten. Wenn Sie die WM verpasst haben sollten, oder selbst vor Ort weilten, dürften Sie nach der Lektüre dieses Schwergewichts keine Fragen mehr haben. Vor allem aber wurden Sie sicher bestens unterhalten.
Bestellt werden kann das Buch zum Normalpreis für 39,90 Euro im SZ Shop; SZ-Abonnenten bekommen es verbilligt für 29,90 Euro.