Blühende Landschaften
Gegen den Ost-Pessimismus: Das Buch "Bitterfelder Bogen" von Monika Maron
Ein Bogen wird hier zweifach geschlagen: Dreißig Jahre nach ihrem Roman „Flugasche“ besuchte Monika Maron wieder eine Stadt, deren verrußten Häuser als Symbol der maroden DDR galten. Heute schaut man vom „Bitterfelder Bogen“, einem stählernen Aussichtspunkt (Foto: dpa) auf ein neu entstandene Seengebiet. Von ihm lieh sich die Autorin den sprechenden Namen ihrer bei Fischer erschienenen Reportage (174 S., 18.95 Euro).
Nüchtern wird der Wandel einer Landschaft erzählt. Sie blüht vielleicht nicht, wie Helmut Kohl es versprach, aber sie hat sich besser entwickelt, als der im Osten weit verbreitete Selbsthass suggeriert. Wo Walter Rathenau 1893 die später von der IG Farben übernommenen Agfa-Werke gründete und VEB Chemiekombinat Bitterfeld die Gegend verdreckte, befindet sich heute der aus einer Berliner Hinterhofklitsche hervorgegangene Solarzellenhersteller Q-Cells. Die Firma beschäftigt heute rund 3500 Arbeiter, Wissenschaftler und Ingenieure.
Scharf wird der Ton nur bei Monika Marons Abrechung mit der „geträumten Welt“ von Günter Grass. Hätte sich seine Konföderations-Idee durchgesetzt, säßen nach ihrer Überzeugung noch immer alte Genossen auf ihren Posten und gäben sich so unerbittlich kapitalistisch, wie sie kommunistisch waren.
Zwar trifft aktuelle Krise auch Bitterfeld. Die Vision von Wagnis, Inspiration und Leidenschaft, die Solar Valley entstehen ließ, hinterlässt den Leser jedoch vorsichtig optimistisch.
Robert Braunmüller