Blasmusi tut Drachen nix

Salzburger Festspiele: „Irmingard“ von Bernd Jeschek und Mnozil Brass im republic
von  Abendzeitung

Salzburger Festspiele: „Irmingard“ von Bernd Jeschek und Mnozil Brass im republic

Wenn einer Band stets nachgesagt wird, sie sei „schräg“, verhält es sich wie mit dem Querdenker. Sie gehört als Betriebsnudel zum System, statt es aufzumischen. Um seinen Ruhm zu mehren, hält sich Festspielkönig Jürgen Flimm die Blasmusiker von Mnozil Brass als Hofnarren seiner sonntagskindlichen Weitherzigkeit.

Das Publikum kugelt sich

Die sieben Blasmusiker sind Österreichs albernster Export seit dem Anton aus Tirol. Am Beginn verbeugte sich ein einzelner Herr im schlecht sitzenden Anzug. Für diese Kunstleistung allein ward er bejubelt und belacht, als sei Herbert von Karajan in Gestalt von Adolf Kottan heimgekehrt. Und am Ende kugelte sich das Publikum ob der Erleichterung, dass etwas Lustiges bei den strengen Festspielen überhaupt erlaubt sei.

Zu furios geblasenen Zitaten aus Dvorak, Wagner, Weill sowie der restlichen Musikgeschichte erzählt „Irmingard“, wie es zu einer siebenfachen Traumhochzeit in Adelskreisen kam. Die drei Trompeter, zwei Posaunisten und der Tuba-Mann mit seinem lustigen Dämpfer, der an einer Schnur gezogen wie eine Rakete aus dem Trichter emporsteigt, sind Akteure, Sänger und Orchester zugleich. Sie wechseln furios alle Rollen.

Operntypisch mäßiger Gesang

Nach Rolando Villazóns Romeo-Schönheit, dem nicht minder schnuckligen Leporello Erwin Schrott und anderem Zuckerguss in den Salzburger Kulturgroßbauten war es gewiss erlaubt, auch Bernd Jescheks Kuriosität eine Oper zu taufen: Es gab eine Schampus-Pause, teilweise recht mäßigen Gesang, mehr Fanfaren als in „Aida“ und einen nicht endenwollenden Schluss.

Nix für Piefkes

Höchstens mäklige Piefkes dürften „Irmingard“ angesichts der Abende von Christoph Marthaler, Ruedi Häusermann oder Franz Wittenbrink vergleichsweise unschrullig finden. Aber die Szene, in der ein Drache der Blasmusik widersteht und erst vom Gesang eingeschläfert wird, die hatte was. Das muss auch ein stammesverwandter Bajuware zugeben, der im ewigen Kritiker-Grant nur schmunzeln kann, wenn unsere Nachbarn über den Reim „Linz“ und „Provinz“ schallend lachen.

Robert Braunmüller

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