Bitte, meine Herren, kein stilles Örtchen!

Die „Komische Pinakothek” soll für München Satire-Ausstellungen anziehen und nicht nur Loriot dauerhaft zeigen. Nur wohin mit den alten und jungen Meistern des Humors?
von  Adrian Prechtel

München Das fängt ja gut an: Die Firma Rosenmehl hat dem Projekt „Komische Pinakothek” gleich mal eine Tonne Mehl gespendet. Vereinsvorsitzende Meisi Grill hat lachend „diesen weißen Goldstaub für unser Vorhaben” aber nicht im Hauptquartier hinter dem Hotel Vier Jahreszeiten anliefern lassen, wo der Förderverein Komische Pinakothek seinen Sitz hat. Sie hat einen befreundeten Bäcker in Passau angerufen. Der nahm sich der staubigen Angelegenheit an und hat sie in Bares für den Verein umgewandelt.

Auch die Stadtsparkasse München hat sich nicht lumpen lassen, und die originelle gräfliche Pocci-Gesellschaft ist gleich geschlossen dem Förderverein beigetreten.
Einer der Privatspender ist auch Thomas Goppel, Kunstminister a. D. Aber das große Geld locker machen soll in der Salvatorstraße, gegenüber dem Literaturhaus, Minister Wolfgang Heubisch. Denn die „Komische Pinakothek” möchte gerne in das bald geräumte Hugendubel-Stammmhaus einziehen, das dem Kunstministerium gehört. Wenn in die Buchräume die „Komische Pinakothek” einziehen würde, müsste der Freistaat auf 250000 Euro Mieteinnahmen pro Jahr verzichten. Was also ist dem Freistaat das Projekt wert?

Fahrenschon, Heubisch und der Herr der Pinakotheken haben es in der Hand

Immerhin unterstützt auch Finanzminister Georg Fahrenschon das Projekt, ohne sich allerdings auf Finanzzusagen einzulassen. Aber auch er selbst könnte fast kostenlos der „Komischen Pinakothek” ein elegantes Dach über dem Kopf verschaffen: Bis Herbst 2012 zieht die Ägyptische Sammlung in die Gabelsbergerstraße um. Frei werden so die bisherigen Räume im Residenzeck am Odeonsplatz. Dafür ist noch keine Nachnutzung vorgesehen. Herr über die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung, zu der auch die Residenz gehört, ist der Bayerische Finanzminister.

Eine dritte Lösung wäre frech in Nachbarschaft zu den „ernsten” Pinakotheken, der Alten und der Neuen und der der Moderne: das Türkentor. Jahrelang Schandfleck-Ruine, wurde es für über eine Dreiviertelmillion renoviert und beherbergt seitdem die Skulptur „Large Red Sphere” des US-Künstlers Walter De Maria. Das Minimalismus-Kunstwerk in Form einer 25 Tonnen schweren Granitkugel hat die benachbarte Stiftung Brandhorst erworben. Das gewichtige Kunstwerk wäre für eine „Komische Pinakothek” natürlich schwer zu verpflanzen. Herr über den Raum ist Pinakotheken-Chef Klaus Schrenk. Ob er Interesse hat, eine Humor-Sammlung mit dem provokativen Namen „Komische Pinakothek” neben seine Pinakotheken zu setzen?

Die Komische Pinakothek will für München endlich die großen Satire-Ausstellungen einfangen, die bisher an uns vorbeigehen. Die Satiremuseen in Hannover, Graz, Krems, Basel, Straßburg und Frankfurt haben schon versprochen, sich mit einer „Komischen Pinakothek” in München auszutauschen. Auch der Großmeister des bürgerlichen Humors, Loriot, könnte hier dauerhaft gewürdigt werden.

Also meine Herren Heubisch, Fahrenschon, Schrenk: Wieviel haben Sie für Humor übrig?

Unterstützung: Förderverein Komische Pinakothek, Meisi Grill, Herzog-Rudolf-Straße 9, Tel. 24294433
Am Mittwoch, 16.3., eröffnet hier eine Anschub-Ausstellung mit den großen deutschen Satirikern (außer So, täglich 13 bis19 Uhr)

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