Besser als der Louvre erlaubt
Die Alte Pinakothek präsentiert Andrea del Sartos „Heilige Familie“ nach der Restaurierung - und stellt die Louvre- Fassung gegenüber
Andrea del Sartos „Heilige Familie“ aus der Alten Pinakothek war eines dieser Kunstwerke mit vielen Fragezeichen: Ist es überhaupt ein echter del Sarto (1486 – 1530) ? Wann genau ist es entstanden? Wer war der Auftraggeber? Jetzt gibt es neue Erkenntnisse zu dem Renaissance-Gemälde, die in der Ausstellung „Göttlich gemalt“ in der Alten Pinakothek als Sensation präsentiert werden. Fast zwanzig Jahre war das Münchner Bild des Florentiner Meisters nicht zu sehen, nun kann man es, frisch restauriert, direkt mit der berühmteren Fassung aus Paris vergleichen, die der Louvre den Staatsgemäldesammlungen für die Schau auslieh.
Schon der Bildtitel ist irreführend: Denn neben Maria und dem Jesusknaben fehlt Josef, stattdessen sind Elisabeth und der kleine Johannes der Täufer dargestellt. Und es ist frappierend, wie groß die Unterschiede auf den zweiten Blick doch sind: Nicht nur, dass die Münchner Fassung hinter einem zarten Sfumato-Schleier (wie bei Leonardo) eine eher stille, aber sehr innige Konversation der Figuren zeigt, während auf dem Louvre-Tableau die starken Farben, schärferen Konturen, deutlicheren Gesten und die prägnantere Mimik eine schon fast manieristische Dramatik bekommen. Und im Detail ergeben sich große Unterschiede, etwa bei den Engeln im Hintergrund. Der Münchner Putto musiziert, hält jedenfalls eine Flöte, während in Paris der Augenmerk auf dem muskulösen Körper liegt. Hier dominiert Äußerlichkeit über den religiösen Inhalt.
Bisher galt das Münchner Bild als spätere, schlechtere Werkstattreplik, das Louvre-Gemälde als Original, doch die jüngsten Ergebnisse drehen die Forschung um. Die Infrarotdurchleuchtung durch das Doerner-Institut ergab, dass der Maler in der Münchner Fassung Haltungen probierte und wieder übermalte, während die Pariser Version so wirkt, als habe der Maler das endgültige Münchner Bild übernommen. Darum datiert die zuständige Konservatorin Cornelia Syre es nun auf 1514, das Louvre-Gemälde auf 1515/16. Zudem wird es mit dem Werk identifiziert, das lange an einem Ehrenplatz in den Uffizien ausgestellt wurde, ehe Großherzog Cosimo III. es seinem Schwiegersohn, dem Wittelsbacher Johann Wilhelm von der Pfalz schenkte – durch den es nach München kam.
Roberta De Righi
Bis 6. Januar 2010, Mi – So 10 bis 18, Di 10 bis 20 Uhr
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