Benjamin Piwko: "Ich habe kein Handicap, ich habe eine Superpower"

"Ich möchte den Menschen zeigen, dass man als Gehörloser nicht behindert ist", erklärt Benjamin Piwko. Angela Merkel hätte er auch einiges zu sagen.
(hub/spot) |
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Benjamin Piwko bei einem Auftritt in Berlin
imago images/eventfoto54 Benjamin Piwko bei einem Auftritt in Berlin

Benjamin Piwko (39) begeisterte dieses Jahr bei "Let's Dance", derzeit ist er mit der RTL-Tanzshow auf Live-Tour. "Es heißt immer, ich habe ein Handicap, aber das stimmt nicht. Ich finde, ich habe eine Superpower", sagt der Kampfsportler und Schauspieler, der seit einem ärztlichen Behandlungsfehler in seiner Kindheit gehörlos ist. In seinem Buch "Man hört nur mit dem Herzen gut" (Mosaik) erzählt er seine Geschichte. "Ich möchte den Menschen ja immer zeigen, dass man als Gehörloser nicht behindert ist", erklärt er im Interview mit spot on news.

Das Buch "Man hört nur mit dem Herzen gut: Was man von Gehörlosen lernen kann" von Benjamin Piwko finden Sie hier

Was ist das Wichtigste, was Sie Ihren Lesern mitgeben wollen?

Benjamin Piwko: Mein Buch soll inspirieren und den Menschen zeigen: Man kann alles schaffen, wenn man an sich glaubt. Es heißt immer, ich habe ein Handicap, aber das stimmt nicht. Ich finde, ich habe eine Superpower, denn ich kann Menschen anhand ihrer Körpersprache und kleinster Bewegungen und Regungen im Gesicht lesen. Anhand von Anekdoten aus meinem Leben zeige ich, wie jeder diese "Superpower" lernen kann. Ich möchte den Menschen ja immer zeigen, dass man als Gehörloser nicht behindert ist. Menschen bauen immer Wände auf - ich möchte sie einreißen. Ich glaube daran, dass alle Menschen gleich sind. Wir haben unterschiedliche Stärken und Schwächen, die Verschiedenheiten sind eine Bereicherung, keine Bedrohung.

Welche Vorurteile erleben Sie in Ihrem Alltag?

Piwko: Man wird oft einfach abgestempelt: "Der ist ja taub" und versucht dann gar nicht, mit mir zu kommunizieren. Da fühle ich mich manchmal doch ausgeschlossen. Was manche nicht verstehen - wir sind anders, aber auch wieder gleich.

Sie leben auch in den USA. Was läuft dort besser?

Piwko: Dort sind die Menschen offener. Man wird nicht direkt in eine Schublade gesteckt. Sie sind neugieriger, haben weniger Hemmungen, mich einfach anzusprechen. Was soll auch passieren? Sie sehen Gebärdensprache als Fremdsprache, die man lernen kann und versuchen dann, wenn sie nicht gebärden können, sich mit Händen und Füßen Mühe zu geben. In Deutschland sind die Menschen gehemmter, das zu versuchen.

Sie schreiben, Sie würden gerne einmal Angela Merkel treffen. Was möchten Sie ihr sagen?

Piwko: Ich würde ihr sagen, dass ich ein großer Fan von ihr bin, aber dass sie uns nicht vergessen soll. Ich würde mich freuen, wenn bei ihren großen Reden ein Dolmetscher an ihrer Seite ist, da ich gern direkt verstehen möchte, was sie sagt. Und: Deutschland hinkt leider echt hinterher, was die Untertitelung von TV-Sendungen angeht. Das hilft ja nicht nur uns, sondern auch Ausländern, die Deutsch lernen wollen.

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