Ben Hur: Ein fast schon biblisches Wunder
„Ben Hur live“ wird in der Münchner Olympiahalle zur Überraschung: Stehende Ovationen für neue Leichtigkeit
Ben Hur live“, das vor einigen Wochen in London und Hamburg gestartete Mega-Event, die „größte Hallenshow aller Zeiten“, war bislang auf freundliche, aber nicht euphorische Resonanz beim Publikum gestoßen (AZ berichtete). Nun kam das monumentale Antiken-Spektakel mit seinen 400 Akteuren und 35 Rössern für vier Shows an zwei Tagen in die Olympiahalle. Am Freitagabend war die Arena mit 9000 Plätzen fast ausverkauft – schon dies war eine kleine Überraschung, gemessen an dem, was zuletzt über den Vorverkauf zu hören gewesen war.
Und – ein fast schon biblisches Wunder – das blieb nicht die einzige positive Überraschung. Zwar steht am Anfang immer noch die etwas missglückte, vom Band kommende Ansprache des sonst unermüdlich visionären Produzenten Franz Abraham („beachten Sie unsere hochwertigen Programmhefte“). Auch fällt an diesem Abend der römische Statthalter etwas mühsam aus dem Sattel, damit die Geschichte um Freundschaft und Verrat, um Überlebenskampf und Erlösung ihren Lauf nehmen kann. Die eher lächerliche Jesus-Figur ist wohl nicht zu retten und die unsensible Musik von Police-Schlagzeuger Stewart Copeland sowieso nicht.
Doch das war nicht das Entscheidende: Die Show hat sich, gerade im Vergleich zur Hamburger Premiere, enorm gesteigert, obwohl nicht viel verändert wurde. Die Handlung läuft flüssiger, die Konzentration aufs jeweilige Zentrum der Handlung (ein Riesenthema bei einer 40 mal 70 Meter großen Bühne) gelingt viel besser. Am stärksten ist das Stück immer noch in den wunderbaren Wimmelbildern, wenn die Tableaus Leben, Feste, Kämpfe in der damaligen Zeit vermitteln, ein buntes Fest für die Augen, von dem man sich gern überwältigen lässt. Der Piratenüberfall auf Quad-Bikes ist herrlich albern, wie überhaupt die ganze Aufführung eine angenehme Leichtigkeit gewonnen hat.
Und – natürlich – das Wagenrennen, dessen Faszination mehr mit Formel 1 als mit Theater zu tun hat – aber das muss man erst mal (zusammen mit den Pferden!) hinbekommen, ohne aus der Kurve zu fliegen. Am Ende erhob sich das Publikum zu stehenden Ovationen – Franz Abraham dürfte wieder ruhiger schlafen können.
Michael Grill
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