Bellen statt beißen

Er lässt lange auf sich warten, aber am Ende bringt Rapper Snoop Dogg das Kesselhaus mit einem Hit-Medley doch noch zum Kochen
Florian Koch |
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Gertenschlank steht er da, in seinem weiten Shirt, mit der Pose eines Gebieters. Und was sich vor ihm am Bühnen-Boden räkelt, das behagt ihm, auch wenn man Snoop Doggs Regungen hinter der verspiegelten Sonnenbrille nur erahnen kann.

Immer wieder fragt der HipHopper sein Publikum im knallvollen, brütend heißen Kesselhaus rhetorisch: „Was soll ich für euch machen?” Die Antwort gibt schon der Song vor: „I Wanna F... You!” Und so lässt sich der hagere Mann mit den zwei Zöpfchen langsam nieder, wartet, bis die drei Reizwäsche tragenden Tänzerinnen den „Pimp” umgarnen, und sich zu eindeutigen Bewegungen auf ihn setzen. Diese schmierige Peepshow könnte auch an den Erotiktagen stattfinden, hier bedient sie einfach das Image des wohl bekanntesten Gangster-Rappers der US-Westküste.

Ewiger Zuhälter

Snoop Dogg ist der ewige Zuhälter, der nach fast jedem Lied ein freudiges „Bitch!” ertönen lässt, und dem man fast alles – auch überteuerte Tickets, über zwei Stunden Wartezeit und keine Zugabe – durchgehen lässt, frei nach dem Motto: Der bellt doch nur, aber beißt nicht. Eines muss man dem Wortakrobaten an diesem Abend aber ankreiden: Die Soundqualität ist auf unterstem Niveau. Snoop, ein Egomane und Gigantomane, tritt nach einem gewaltigen „Carmina Burana”-Intro nicht nur mit sage und schreibe sechs Gastrappern, darunter auch Altstar Warren G („Regulate”), einem Hundemaskottchen und einem Schrank von einem Sicherheitsmann auf. Nein, auch die Snoopadelics-Band hat er dabei, und die prügelt alle Beatnuancen und den lässigen G-Funk („Gin and Juice”) einfach weg. Im stereotypen Klangbrei wirkt selbst Snoops geschmeidiger Nuschel-Rap auf einmal seltsam blechern.

Erst im Schlussakkord beißt sich der Hund durch, reißt mit einem Hit-Medley („Who Am I” bis „Wet”) alle mit. Als Snoop die Halle minutenlang zum „Hey Jude”-Chorus seinen Namen singen lässt, findet die 90-minütige Selbstbeweihräucherung einen passenden Abschluss.

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