Bei zarten Seelen sorgt am Ende der Wasserfloh für Stimmung
Ein Sensibelchen ist er schon, dieser Angelo Branduardi. Er fordert Respekt und äußerste Konzentration. Und nach Konzertbeginn dürfen die Fans im fast ausverkauften Circus Krone den Saal nur in den Klatschpausen betreten oder verlassen. Der Meister im schwarzen Smoking, prunkvolle Lüster und wallende Vorhänge als Dekoration, die Moderationen in charmantem Deutsch. Eine festa italiana der gehobenen Art.
Die wichtigsten Statements in Sachen Selbstverständnis gleich zu Beginn: „Gott ist alles, und die Musik schafft eine all umfassende Verbindung zu ihm, in allen Lebenslagen. Und die Musiker sind gefährlich, denn sie sind Lamm und Wolf zugleich.”
Und schon öffnet sie sich die Welt des Angelo Branduardi, eine Welt von Märchen, Sagen, Mythen und Legenden. Wie die vom tapferen Botschafter, der mit seinem eigenen Kopf unterm Arm von Dorf zu Dorf lief, um vor einem Angriff der Kelten zu warnen. Oder jene von Franz von Assisi, der einen orientalischen Fürsten dazu überreden konnte, das Heilige Grab in Jerusalem besuchen zu dürfen.
Dazu – wie immer – Musik, die es in dieser Form nur von ihm gibt: Leicht klassizistisch, mediterran, oft mit höfischen Elementen aus dem Mittelalter durchsetzt, dann wieder fest verankert in der alten Volksmusik Italiens, bei der es trotz aller Nachdenklichkeit gern auch mal eine Tarantella sein darf. Die Band sehr dezent und teilweise auf altertümlichen Instrumenten; Branduardi selbst immer wieder als sensibler Solist an der Geige.
Dass gegen Ende des Abends mit „Alla fiera dell’est” und „La pulce d’aqua” dann doch so etwas wie Partystimmung aufkommen muss, liegt auf der Hand. Denn trotz aller Vornehmheit bleibt ein Hit ein Hit.