Bei Shakespeare muss man etwas mehr ackern

Christian Stückl holt sich das Böse in den Talentschuppen: Premiere für Shakespeares "Richard III." am Volkstheater
von  Abendzeitung

Christian Stückl holt sich das Böse in den Talentschuppen: Premiere für Shakespeares "Richard III." am Volkstheater

Nein, das wird sich nicht wiederholen, sagt Nico Holonics – dass man ihm das böse Wort vom „Gefühlsdrama“ vorhalten muss. Zum einen teile er die Kritik an der Inszenierung mit seiner letzten Hauptrolle nicht, zum anderen sei halt Schiller in seinem Sturm und Drang „sehr gefühlig“, William Shakespeare dagegen viel trockener, politischer: „Da ist keine Gefahr, dass sich jemand in Gefühlsduselei ergeht.“

Holonics ist 25 Jahre alt, es läuft hervorragend für ihn in Christian Stückls Talentschuppen namens Volkstheater, gerade erst hat Holonics seinen Vertrag bis 2010 verlängert. Schillers „Don Karlos“ war das Ziel der AZ-Kritik („es interessiert nur das Gefühlsdrama, nicht die politische Idee“), doch Holonics geht unbeirrt seinen Weg und in die nächste Hauptrolle, nun in der zweiten Neuproduktion der aktuellen Spielzeit von Intendant und Regisseur Stückl: RichardIII., der Schurke, das Böse schlechthin. Eine Traumrolle für einen jungen Schauspieler. Auch wenn Holonics das relativiert, ist er sich doch der Herausforderung bewusst: „Das Wesen der Figur liegt nicht so auf der Hand wie bei Don Karlos, da muss man schon etwas mehr ackern.“

Aufstieg und Fall eines Schurken

Shakespeares "Richard III." (gespielt in der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel), entstanden um 1593, schildert das Drama vom skrupellosen, blutrünstigen Aufstieg des Herzogs von Gloucester bis auf den englischen Königsthron. „Die Lust, der Spaß, das ist Richards Antrieb“, sagt Holonics etwas überraschend. Er sieht in dem Machtmonster weniger die dunklen Kräfte der Unterwelten walten, als vielmehr den menschlich-simplen, alltäglichen Sadismus. Richard wütet und mordet – aber es ist für ihn vor allem ein Spiel, bei dem herauszufinden gilt, wie weit man es treiben kann, bis echte und vermeintliche Gegner reihenweise tot vom Stangerl fallen. Am Ende wird Richard seine ins Phantastische gesteigerte Selbstliebe zum Verhängnis, und er fällt mit dem Ausruf: „Ein Pferd! Ein Pferd! Ein Königreich für mein Pferd!“

Das Stück droht, wie viele Shakespeare-Dramen, unter der Fixierung auf die Hauptperson zu leiden. „Wenn man Richard nichts entgegensetzt, kann es gähnend langweilig werden“, so Holonics. Deshalb hätten Regisseur und Ensemble hart daran gearbeitet, alle anderen Figuren zu stärken. Dies gelte vor allem für die Frauenrollen. Holonics: „Ich habe mir alle RichardIII.-Verfilmungen angesehen und mir waren die dort gezeigten unmündigen Weiblein absolut zuwider.“ Deshalb: Frauen nach vorn beim Böse sein! Die Frage wäre nur, ob Richard sich freute, dass ihm im Volkstheater die Täterrolle nicht alleine gehört.

Michael Grill

Premiere am Do, 19.30 Uhr, Vorstellungen am 21.11., 22.11., 4.12. und 5.12., Tel. 5234655

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.