Bei Mord ist Schluss mit lustig

60 Jahre BRD und eine lebenslange Liebe: Im Volkstheater inszenierte Christine Eder „Eros“ von Helmut Krausser.
von  Abendzeitung

60 Jahre BRD und eine lebenslange Liebe: Im Volkstheater inszenierte Christine Eder „Eros“ von Helmut Krausser.

Bilder aus den 60er-Jahren sind zwar meist schwarzweiß, aber in der Zubereitung des Romans „Eros“ von Helmut Krausser durch das Volkstheater wird dieses Jahrzehnt als das bunteste unserer Republik geschildert. In der Inszenierung von Christine Eder wird nicht nur herzlich gesoffen und geraucht, sondern auch gekifft und gevögelt. Erst mit dem Ruf „Sie haben Benno getötet!“ ist Schluss mit lustig.

Krausser hatte wohl großes Kino im Kopf: Die Herrschafts-Villa eines Wirtschaftsbosses, der mit Nazi-Führern mauschelt, der erste Kuss eines pubertierenden Industriellenerben im Feuerschein der Bombennächte, Wirtschaftswunder aus den Ruinen, Mauerbau, die erste Beatles-LP, die 68er-Demos, die RAF, Fluchthilfe aus der DDR, Mauerfall und ein schwerstreicher alter Mann, der einen Autor beauftragt, sein Leben zum Roman zu veredeln. Auf der Kleinen Bühne des Volkstheaters toben sechs Schauspieler mit beachtlichem Körpereinsatz um eine talkshowkompatible Sitzgruppe herum und buchstabieren hektisch ein szenisch illustriertes Hörbuch durch.

Mathias Hejny

Eine ausführliche Kritik lesen Sie in der Printausgabe der AZ vom Pfingst-Wochenende.

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