Bei den Rebellen

Illegal in Deutschland – was das bedeutet, erklärt am Sonntag der neue SWR-Tatort „Die Unsichtbare" auf eindringliche Weise
von  Abendzeitung

Illegal in Deutschland – was das bedeutet, erklärt am Sonntag der neue SWR-Tatort „Die Unsichtbare" auf eindringliche Weise

Taya heißt die Tote, die am Seeufer gefunden wird. Es dauert eine Weile, bis die Ermittler Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) hinter die Identität der Toten kommen. Denn sie lebte mit ihren Kindern illegal in Deutschland.

AZ: Herr Müller, in keiner anderen Serie werden so viele gesellschaftliche Missstände behandelt wie im „Tatort“.

RICHY MÜLLER: Der „Tatort“ ist natürlich ein gutes Forum, um solche Themen anzugehen. Da man ja fast eine Zuschauergarantie hat, wäre es ja auch dumm, das nicht zu nutzen. Aber die spannende Geschichte sollte schon noch im Vordergrund stehen. Auch Krimis, die nur den Arbeitsalltag der Ermittler zeigen, sind glaube ich, für den Zuschauer langweilig. Ich persönlich finde auch die privaten Seiten der Kommissare sehr wichtig, so wie bei uns.

Jetzt joggt Lannert schon mit seiner Nachbarin. Wird aus den beiden doch noch was?

Das ist eher so ’ne Fahrgemeinschaft. Und wie sich das entwickelt, das liegt in der Freiheit der Autoren.

Haben Sie kein Mitspracherecht?

Schon, aber das bezieht sich eher darauf, dass man beim Drehen gewisse Sätze doch nicht so sprechen sollte, wie sie im Drehbuch stehen.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Felix Klare?

Die Zusammenarbeit zwischen uns ist sehr uneitel. Wir verstehen uns gut, aber wir gehen nicht zusammen joggen, wenn Sie das meinen. Felix ist ein sehr liebenswürdiger und lebensbejahender Kollege. Er hat wie ich Kinder, wir haben viele Anknüpfungspunkte.

Bemerken Sie die gesteigerte Popularität als „Tatort“-Kommissar?

Ja, schon, aber ich habe auch kein Problem damit, angesprochen zu werden, oder ein Autogramm zu geben. Das ist Teil des Berufs, das gehört einfach dazu. Sonst wäre ich ja wie ein Bäcker, der im Laden dem Kunden sagt: „Das Brötchen kriegst Du nicht, das ist meins.“

Sie hatten nie die Sorge, dass die Figur Lannert den Schauspieler Richy Müller erdrückt?

Nein, ich habe auch zuvor schon 30 Jahre freiberuflich als Schauspieler gearbeitet. Ich versuche jetzt keinesfalls, nur Komödien zu drehen, um nicht allein als „Tatort“-Kommissar gesehen zu werden. Aber mehr als zwei Rollen jährlich kann ich zusätzlich nicht annehmen. Ich will ja auch noch leben, ich bin kein Workaholic.

Verfolgen Sie die anderen „Tatorte“?

Das interessiert mich überhaupt nicht. Ich schaue mal rein, wenn ich Zeit habe, aber ich schaffe es selten, vor dem Fernseher zu sitzen und mir einen ganzen Film anzusehen. Dazu fehlt mir Zuhause einfach die Geduld. Ein Fußballspiel dagegen jederzeit und samstags die „Sportschau“.

Mit welchem Verein fiebern Sie denn mit?

Ich bin immer für die Besseren. Wenn man so losgelöst ist wie ich, und viel in der Weltgeschichte herumkommt, kann man nicht mit einem Verein mitfiebern. Mich interessiert auch die Psychologie beim Sport. Warum zum Beispiel der Thomas Müller jetzt keine Tore mehr schießt, obwohl er doch so gut war. Letzte Saison war er so leichtfüßig, jetzt hat er eine Sinnkrise, macht schon Werbung und kriegt kein Tor mehr rein. Der steht extrem unter Druck.

Es ist der Serie wichtig, ein Stuttgart zu zeigen, das man so bei Bienzle nicht kannte. Nun hat die Stadt in den letzen Monaten ohnehin ein anderes Image bekommen.

Die Rebellen!

Genau. Waren Sie mal dabei auf einer Stuttgarter Demonstration?

Nein, das Stuttgarter Bahnhofsprojekt interessiert mich nicht mehr als der Spaten, der in Hamburg umfällt. Was ich aber gut finde, ist, dass generell in Deutschland wieder mehr vom Demonstrationsrecht Gebrauch gemacht wird. Wir waren zu schläfrig. Aber ehrlich, ich glaube nicht, dass das speziell in Stuttgart viel bewirkt. Das ganze Projekt ist vor Jahren entschieden worden.

Das heißt aber nicht, dass Sie nicht wählen gehen?

Ich wähle natürlich. Aber ich habe kaum noch Vertrauen in das politische Personal. Das sind doch sehr häufig geführte Figuren, die für irgendwelche Lobbies arbeiten.

Volker Isfort

Sonntag, ARD, 20.15 Uhr

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