Beethoven auf Speed: The Great Kat
Ultra-Speed-Metal von unglaublicher Fingerfertigkeit: The Great Kat vergreift sich den Werken großer Meister und schrammelt diese in aberwitziger Geschwindigkeit herunter. Technisch top, aber die Seele der Musik wird erstickt.
Beethoven, Bach, Wagner, Paganini, Rossini Vivaldi, Mozart – the Great Kat. Wenn man der Selbsteinschätzung Letzterer folgen will, handelt es sich bei dieser Auflistung um die Genies der Musik-Geschichte. Dass sie dort hingehört, will the Great Kat auf ihrem neuesten Werk beweisen. Die DVD nennt sich „Beethoven's Guitar Shred“ und ist ein auf nicht mal 15 Minuten komprimiertes Werk.
Die Gitarristin und Violinistin, eine herausragende Absolventin der berühmten Juillard-Schule in New York, hat sich dem Ultra-Speed-Metal verschrieben und dafür vergreift sie sich mit unglaublicher Fingerfertig- und flitzigkeit an den Werken der großen Meister. Beethovens 5. Symphonie, Bachs drittes Brandenburger Konzert, und natürlich der berühmte Hummelflug von Rimski-Korsakow werden in aberwitziger Geschwindigkeit runtergeschrammelt. Das ist technisch beeindruckend, aber die Seele der Musik wird bei diesen Klassikerversionen im Amphetaminrausch erstickt. Der zu Posen neigende Mozart hätte vielleicht ein hysterischen Lachanfall gekriegt, wenn die Dominatrix in Lack, Leder und jeder Menge S/M-Fummel sich an seinem Werk vergeht.
Beethoven hätte es wohl eher zu einen seiner berühmten Wutanfälle gereizt. Schlimm wird es, wenn the Great Kat sich selber als Komponistin versucht, da kommen dann abschreckende Sachen wie „Blood“, oder „Islamofascists“ raus. Üble Songs mit noch üblerer Umsetzung. Auch wenn die Trennlinie zwischen Genie und Wahnsinn rasiermesserdünn ist,20the Great Kat hat sich hier für die dem Genie abgewandte Seite entschieden –das trotz aller unbestrittenen Spielkunst!
Die DVD ist nur was für Leute, die glauben, dass Geschwindigkeit das einzige ist, was zählt, also für musikalische PS-Protze, die Zombie-Splatter-Trash-Filme als Kunst bezeichnen.
Matthias Kerber