Bedrohliche Atmosphäre: "Stepfather" im Kino
Nelsons McCormick baut im Horror-Streifen "Stepfather" eine bedrohliche Atmosphäre auf und spielt geschickt mit dem Wissensvorsprung der Zuschauer vor den handelnden Figuren.
Familie ist das allerwichtigste. Ohne sie haben wir nichts!" Diese salbungsvollen Worte klingen aus dem Mund von David Harris (Dylan Walsh) wie Hohn. Hinter der wertkonservativen Fassade des Sprücheklopfers steckt in „The Stepfather" ein gewalttätiger Psychopath, der sich in fremde Familien wie ein Parasit einnistet und auch vor Mord nicht zurückschreckt.
Sein neues Opfer ist Susan Harding (Sela Ward), die gerade eine bittere Scheidung hinter sich hat. David erkennt ihre emotionale Schwäche, gibt sich als verständnisvoller Beschützer aus und kümmert sich hingebungsvoll um Susans Kinder Sean und Beth, denen die Schlammschlacht ihrer Eltern immer noch nachhängt.
Davids geschickte Infiltration scheint von Erfolg gekrönt zu sein, als die im siebten Himmel schwebende Susan übereilt einer Heirat mit dem Mann ohne Vergangenheit zustimmt. Nur ihr misstrauischer ältester Sohn Michael (Penn Badgley), der gerade dem Drill einer Militärschule entflohen ist, versucht, dem Vorzeige-Stiefvater auf die Schliche zu kommen.
Die bösartige Satire „The Stepfather" nahm 1987 das reaktionäre Familienbild der Ronald-Reagan-Ära aufs Korn. Nelsons McCormicks Psychothriller-Remake fehlt dieser gesellschaftskritische Anspruch. Immerhin baut der Horror-Routinier („Prom Night") eine bedrohliche Atmosphäre auf und spielt geschickt mit dem Wissensvorsprung der Zuschauer vor den handelnden Figuren.
McCormick muss sich aber den Vorwurf gefallen lassen, dass sich seine anfangs realistischen, von den Familienverwerfungen gezeichneten Charaktere bald in Karikaturen verwandeln. Besonders lächerlich ist die peinlich-pubertäre Darstellung von Michaels Freundin Kelly (Amber Heard), in deren Kleiderschrank sich scheinbar nur knappe Bikinis befinden.
Florian Koch
