Bayerische Filmpreise für Link und Eichinger
München (dpa) - Die Münchner Regisseurin Caroline Link ist am Freitag beim 30. Bayerischen Filmpreis im Münchner Cuvilliéstheater für ihr Drama «Im Winter ein Jahr» mit dem Regiepreis geehrt worden.
Der Streifen sei ein geglücktes Zusammenspiel von Schauspielern, Kameraführung und überwältigender Musik, begründete die Jury ihre Entscheidung für die Geschichte einer Familie, die den Tod eines Sohnes aufarbeiten muss. Bernd Eichinger bekam den Produzentenpreis für sein umstrittenes Polit-Drama «Der Baader-Meinhof-Komplex». Eichinger nutzte die Gelegenheit, den Angehörigen der Terroropfer seine Solidarität auszusprechen.
«Der Baader-Meinhof-Komplex», sei zwar ein harter Film, «aber niemand, der Verstand hat, wird den Machern des Films oder mir absprechen, dass wir die Trauer mit den Angehörigen der Opfer teilen», sagte Eichinger. «Ich danke der Jury für ihre mutige Entscheidung.» Bruno Ganz hatte zuvor in seiner Laudatio Eichinger für seine «wahrhaft fürstliche Großzügigkeit» gedankt.
Den mit 20 000 Euro dotierten Preis teilte sich Eichinger mit dem Produzententeam des Films «John Rabe» über das Nanking-Massaker 1937 in China von Regisseur Florian Gallenberger. Der Film erhielt auch die Auszeichnung für den besten Darsteller: Diese ging an Ulrich Tukur, der als deutscher Kaufmann Rabe bei dem Übergriff der Japaner auf Südchina Tausende von Menschen rettete. Von Tukurs Dankesrede konnte allerdings bis auf wenige Worte wie «Seehofer», «Mao Tsetung» und «Florian Gallenberger» kaum einer etwas verstehen - der Schauspieler hielt sie auf chinesisch.
Caroline Link freute sich besonders über ihren Preis, der neben dem Tod die Sprachlosigkeit in vielen Beziehungen aufgreift. «Dieses Baby hat es nicht immer ganz leicht gehabt», sagte die Regisseurin über ihr an der Kinokasse nicht so erfolgreiches Werk. «Vielleicht hatten viele Leute Angst und wollten einen so traurigen Film im Winter nicht sehen», vermutete Hauptdarstellerin Karoline Herfurth, die für ihre Darstellung als beste Nachwuchsschauspielerin auf die Bühne durfte. Den Porzellan-Pierrot nahm die 24-Jährige sichtlich aufgeregt entgegen. Fast hätte sie sogar in Jeans und T-Shirt auf der großen Bühne stehen müssen. «Ich habe alle Kleider in Berlin vergessen», gestand Herfurth. Das «Notfallteam» einer Designerin habe ihr aber den glamourösen Auftritt ermöglicht.
Zwei Auszeichnungen gab es für Andreas Dresens «Wolke 9»: Ursula Werner, die darin als frisch verliebte 65-jährige zu sehen ist, wurde beste Darstellerin. Werner habe in einer auf Jugend fixierten Gesellschaft gezeigt, dass Liebe alterslos sei, sagte Laudator Elmar Wepper. Werner selbst bezeichnete ihre Rolle als «Sternstunde». Geehrt wurde auch Dresens Kameramann Michael Hammon.
Großen Beifall gab es für den Ehrenpreis an Peter Schamoni. «Sie haben ohne Zweifel ein beeindruckendes Stück Filmgeschichte geschrieben», sagte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) in seiner Laudatio. Der 74-Jährige habe mit seinen Dokumentarfilmen, darunter viele Künstler-Porträts, neue Maßstäbe gesetzt. «Schenken Sie uns noch viele Filme», sagte Seehofer. «Ich freue mich, weil er so wunderbar auch zu meinen anderen Grazien passt», antwortete Schamoni, der bereits vier Porzellan-Pierrots zu Hause hat.
Freude auch bei Til Schweiger über den Publikumspreis. Dass seine Komödie «Keinohrhasen» keinen Preis der Jury bekommen habe, enttäusche ihn nicht. «Preis ist Preis», sagte der Regisseur und Schauspieler. Heinrich Breloers Literaturverfilmung «Die Buddenbrooks» wurde in der Kategorie Szenen- und Kostümbild geehrt. Weitere Preise gingen an «Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe» von Gernot Gricksch (Drehbuch), an Nachwuchsregisseur Jan Fehse («In jeder Sekunde») und an Marie Miyayamas Werk «Der Rote Punkt» (Nachwuchsproduzentenpreis der Verwertungsgesellschaft für Nutzungsrechte an Filmwerken).
Bester Kinder- und Jugendfilmpreis wurde die Verfilmung des Jugendbuch-Klassikers «Krabat». Michael Bully Herbig und Franz Xaver Kroetz durften sich über den Sonderpreis der Jury freuen für ihre Rollen in Joseph Vilsmaiers Neuverfilmung «Die Geschichte vom Brandner Kaspar». Herbig dankte auch dem Ministerpräsidenten, zeigte sich aber verwirrt: «Jedes Jahr schaut der anders aus, der Ministerpräsident.» Seehofer versprach daraufhin augenzwinkernd: «Wir haben das Rotationsprinzip abgeschafft.»