Bayerisch in aller Schönheit

Mit »Kirschblüten« ist die polyglotte Wahlmünchnerin Doris Dörrie zum ersten Mal im Berlinale-Wettbewerb
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Mit »Kirschblüten« ist die polyglotte Wahlmünchnerin Doris Dörrie zum ersten Mal im Berlinale-Wettbewerb

Sie gehört seit ihrem Kinohit „Männer“ (1986) zu den wichtigsten Kreativen im Lande, die polyglotte Wahlmünchnerin Doris Dörrie, die Filmemacherin und Opernregisseurin. Nun vertritt sie erstmals Deutschland im Berlinale-Wettbewerb. „Kirschblüten – Hanami“ wird am 11. Februar im Berlinale- Palast uraufgeführt, kommt am 6. März in die Kinos und hat als beste Produktion im Januar schon den Bayerischen Filmpreis gewonnen. Zudem wurde Elmar Wepper als bester Darsteller geehrt. Er spielt den bayerischen Beamten-Stoiker Rudi, der erst nach dem plötzlichen Tod seiner Frau Trudi (Hannelore Elsner) bemerkt, dass er ihre Träume von Japan nie recht ernst genommen hat. Um ihr wieder näherzukommen, reist Rudi nach Tokio, zu einer ganz besonderen Trauerarbeit.

AZ: Frau Dörrie, woher kommt Ihre Faszination von Japan, die immer wieder in Ihre Arbeit einfließt?
DORIS DÖRRIE: Das begann vor mehr als 20 Jahren – seit ich für mein Debüt „Mitten ins Herz“ zum Filmfestival nach Tokio eingeladen wurde. Ich war angerührt von diesem Land, seiner Kultur, den Menschen, die so zurückgenommen, höflich sind. Das ist eine Erziehungsfrage, eine Haltung. 1994 kam ich mit meiner kleinen Tochter hin, und dann immer wieder. Mir hat diese Achtsamkeit mit den kleinsten Dingen gefallen, dieses fast heitere Bewusstsein der Vergänglichkeit. Nach dem Tod meines Mannes Helge Weindler 1996 habe ich gedacht, ich könnte ohne ihn auch als Kameramann nie mehr einen Film machen. Die Dreharbeiten für „Erleuchtung garantiert“ in Japan gaben mir 1999 wieder Zutrauen. Seither bin ich eine West-Ost-West-Reisende.

Auch Ihre Märchen-Adaption „Der Fischer und seine Frau“ (2005) spielte zum Teil in Japan – und Elmar Wepper gab einen Koi-Karpfen-Züchter. Im AZ-Interview hat er von Ihren „Kirschblüten – Hanami“ richtig geschwärmt.
Elmar und ich haben eine Traumbeziehung. Er hat Mut zum Gefühl und kann es zeigen. So wie Hannelore Elsner, die zum ersten Mal Bayerisch spricht in einem Film, in aller ungeschminkten, fast bäuerlichen Schönheit. Ach, das ganze Team ist wunderbar. Wir waren wie eine Hochseilakrobaten- Gruppe ohne Netz unterwegs in Japan. Es gab kein Catering, keine Extras, dafür dauernd Überraschungen. Hanno Lentz hat oft verdeckt mit der Handkamera gefilmt. Ganz entscheidend für den Film war auch der Schnitt durch Inez Regnier.

Sie wollten alles für diesen Film – Butoh-Tanz, Kirschblüten, einen Berg Fuji ohne den üblichen Nebel. Wie gelassen konnten Sie bleiben beim Suchen und Finden der Bilder?
Es war ein ständiges Spiel zwischen Freiheit und Kontrolle, mit wenig, aber feiner Technik. Das Vertrauen, das mir gegeben wurde, brachte so eine Art Gewissheit: Wenn man nichts erzwingen, aber einen bestimmten Blick auf die Welt will, dann bedient sie einen. Dass die Kirschblüte und der Fuji doch noch mitgespielt haben bei uns, war aber ein spezielles Geschenk. Ich habe mich ganz auf die Geschichte konzentriert. Manchmal bleiben Türen geschlossen, du rennst mit einer guten Idee gegen die Wand – und plötzlich öffnen sich die Türen.

Sie erzählen auch hier von Familie, Trauer und Liebe. Was soll das Publikum mitnehmen aus Ihrem Film?
Nach lähmender Trauer findet Rudi eine neue Nähe zu seiner Frau, einen Trost. Wir lassen uns Zumüllen von Alltagskram, Konsum, Ablenkung, schauen den anderen nicht mehr an, hören nicht mehr zu. In der Familie, in der Liebe. Das kennen wir alle. Ich wünsche mir, dass nach dem Film viele ihre Eltern anrufen – und Augenblicke schätzen lernen.

Warum sind Sie zum ersten Mal im Berlinale-Wettbewerb?
Ganz einfach: Ich habe zur Berlinale nie einen Film fertig gehabt, weil ich in den Ferien für meine Tochter da sein wollte. Jetzt ist sie 18. Und ich freue mich, in diesem Umfeld von geschätzten Kollegen endlich meinen Film vorstellen zu dürfen. Angie Dullinger

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