Bach und AC/DC auf einer Geige

David Garrett gelingt das Unmögliche: Der Geiger versöhnt in der gut gefüllten Olympiahalle die Rock- und die Klassikfans
von  Abendzeitung

David Garrett gelingt das Unmögliche: Der Geiger versöhnt in der gut gefüllten Olympiahalle die Rock- und die Klassikfans

Als David Garrett zuletzt als Popkünstler in München auftrat, tat er das im Zenith. Die Soundanlage ließ seine Geige scheppern, aber die Fans waren glücklich. Jetzt hat es der neue Klassik-Star eine Location weiter geschafft: 7000 Menschen pilgern für ihn in die Olympiahalle und bekommen dort ein fein abgemischtes Konzert zu hören, das aber immer noch vor allem von Garretts selbstironischer Lockerheit geprägt ist.

Der Große-Hallen-Habitus liegt dem 28-Jährigen fern, und trotzdem erobert er mühelos das gesamte Publikum. Es gibt niemanden in seiner Generation, der allein mit einer Geige zum Rockstar wurde. Wenn Julia Fischer im Herkulessaal von der Bühne zwischen die Zuschauer träte, wäre in erster Linie Verwirrung angesagt – bei David Garrett dagegen wird applaudiert und sogar ein bisschen gekreischt.

Ein König des Cross-over

Das liegt weniger an seiner unbestreitbar vorhandenen Virtuosität, eher an seinem Konzept. Der Deutsch-Amerikaner sucht gerne Popsongs wie „Who Wants To Live Forever“ aus, arrangiert sie um und schafft auf diese Weise ein massentaugliches Cross-over-Produkt.

Dafür wird er in der Klassikszene ähnlich gerne als Ketzer verteufelt wie weiland André Rieu – der allerdings nicht nur in seinen musikalischen Fähigkeiten, sondern auch in Sachen Physiognomie weniger von den Göttern beschenkt wurde.

Bach als Highlight

Garrett ist im Grunde eine Art verjüngte und in jeder Hinsicht verbesserte Version von André Rieu. Verbessert auch durch seinen sympathischen Eifer, nicht nur das Eingängigste zu bieten, sondern seinen Fans „richtige“ klassische Stücke näher zu bringen. So gehört ein Satz aus einem Bach-Violinkonzert zu den Highlights des Konzertabends. Aber auch vor Sirtaki, AC/DC und George Gershwin macht Garrett nicht Halt.

Mit seiner Band und der Neuen Philharmonie Frankfurt legt er einen wilden Ritt durch die Stile hin, die er scheinbar mühelos beherrscht. Standing Ovations für den Meister aller Klassen.

Julia Bähr

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.