Bach geschnetzelt, mit Händel als Beilage
Prinzregententheater: Der Arienabend des Countertenors David Daniels
Händel liegt Briten mehr als Bach. Die C-Dur-Orchestersuite des Thomaskantors spulte The English Concert unter Harry Bicket mit anfangs unsauberen Trillern in lustloser Biederkeit ab. Nicht einmal die widerspenstige Streicher-Fanfare in der zweiten Gavotte konnte das einst zu den Pionieren zählende Barockorchester aus der Reserve locken.
Ähnlich einförmig gestaltete auch David Daniels die weitgeschwungenen Melodielinien zweier Kantaten-Arien sowie das „Qui sedes“ aus der h-moll-Messe und das „Erbarme dich“ der Matthäus-Passion. Die Stimme des Countertenors wirkte wie auf seiner neuen Platte verhärtet und im dynamischen Spektrum verengt. Und: Muss geistliche Musik wirklich zerschnipselt werden? So lange sind ganze Alt-Kantaten auch wieder nicht.
Die Pause versetzte allen einen Adrenalinstoß: Händels Concerto aus op.11 wirkte recht frisch. In den Arien aus „Radamisto“, „Partenope“ und „Orlando“ brillierte Daniels mit der Kunst, lang gehaltene Töne aus dem Nichts aufsteigen und wieder verschwinden zu lassen. Der Amerikaner bleibt ein herausragender Stilist, aber er singt weniger reich als ein Andreas Scholl. Auf die trompetenhafte Virtuosität eines Philippe Jarrousky muss München noch ein Jahr warten: Er singt erst am 28. November 2009 im Herkulessaal.
Robert Braunmüller
David Daniels’ neue CD „Johann Sebastian Bach: Sacred Arias & Cantatas“ bei Virgin
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