AZ-Blitzkritik: Gewaltige Töne - Bryn Terfel im "Fliegenden Holländer"
Der walisische Hüne Bryn Terfel triumphierte in der Wiederaufnahme von Richard Wagners Oper "Der fliegende Holländer" im Nationaltheater und wurde vom Publikum begeistert gefeiert.
Er ist ein Mann wie ein Baum. Die riesige Stimme passt dazu. Bryn Terfel übertönt mühelos das Orchester. Am Ende der Oper, wo manchen Kollegen die Luft ausgeht, imponiert der Waliser mit beachtlichen Reserven.
Aber auch im Leisen ist Terfel schwer zu übertreffen. Textverständlicher singt kein heutiger Wagner-Interpret. In der großen Szene des ersten Akts wechselte er mühelos zwischen Zartheit und apokalyptischem Donner hin und her. Nur ein möglicher Einwand bleibt: Der Weltschmerz von Terfels todessehnsüchtigem Seemann gehört mehr in die Welt von Schuberts „Winterreise“ als in Wagners tragische Sphäre. Zur perfekten Verkörperung der Figur fehlt seiner erstaunlich hellen Stimme die düstere, bassige Dämonie.
Trotzdem: Dieser Sänger ist in seiner vokalen Naturgewalt ebenso grandios wie als kluger Interpret. Man muss ihn gehört haben. Und das ist leicht möglich: Für die Vorstellungen am Sonntag und an Fronleichnam gibt es noch Restkarten (Telefon 2185 1920).
Robert Braunmüller