Axel Milberg: Schnuckelchen mit irrem Blick
Axel Milberg über seine Rolle als zynischer Landarzt "Dr. Martin", TV-Helden und gute Drehbücher. Am Donnerstag startet die zweite Staffel der BBC-Adaption im ZDF
Doktor Martin“ ist wieder da. Zum zweiten Mal schlüpft Axel Milberg in die Rolle des kauzigen Landarztes in Ostfriesland. Und auch in der zweiten Staffel hat es Martin Helling nicht leicht, denn zwischenmenschliche Kommunikation ist nicht gerade seine Stärke.
AZ: Herr Milberg, was gefällt Ihnen persönlich an „Dr. Martin“ am besten?
AXEL MILBERG: Die überraschenden und radikalen Szenen mit ihren Crashs und Missverständnissen. Das geht so gnadenlos an dem vorbei, was sonst oft gezeigt wird. Alles ist immer entschärft, freundlich, nett und verbindlich. Probleme müssen besprochen und geklärt werden. Hier aber bleibt es unversöhnlich.
„Dr. Martin“ ist die Adaption einer BBC-Serie. Können es die Engländer einfach besser?
Ob sie es tatsächlich besser können, weiß ich nicht. Aber sie machen und senden es. Ich denke, wir hätten durchaus auch die Autoren für solche Geschichten. Wenn wir einfach mal das Moralischsein und Erziehenwollen in der Fernsehunterhaltung weglassen würden, kämen wir ein großes Stück voran.
Die Quote der ersten „Dr. Martin“-Staffel war mit dreieinhalb Millionen Zuschauern allerdings eher durchwachsen.
Naja, wir haben damals im Sommer gesendet und lagen dennoch mit unserem Marktanteil von 13 Prozent über den Erwartungen des Senders. Fernsehen ist immer ein Gemischtwarenladen, in dem die einen das eine nehmen und andere woanders zugreifen. Dreieinhalb Millionen Zuschauer sind wirklich nicht wenig, und ich hoffe, dass wir mehr Unterhaltung bekommen, in der das Lustige und Verzweifelte so verbunden ist, wie im richtigen Leben eben auch.
Hilft dabei auch ein Bayerischer Fernsehpreis?
Natürlich. Aber es ist auch für mich ganz persönlich eine große Freude gewesen, ihn zu bekommen – zumal wir in Ostfriesland drehen. Vielleicht hat sich einfach auch herumgesprochen, dass ich seit über 30 Jahren Wahlmünchner bin.
Auch wenn Dr. Martin nicht gerade ein Sympathieträger ist: Gibt es eine Eigenschaft, um die Sie ihn beneiden?
Seine Effizienz und Zuverlässigkeit. Als Arzt ist er kompetent und lässt nicht locker, bis die richtige Diagnose steht.
Sie würden sich also von ihm behandeln lassen?
Wenn ich ernsthaft was hätte, würde ich ihn aufsuchen. Ich glaube nämlich, er übersieht nichts. So einer ist mir lieber als einer, der mir furchtbar auf die Schultern klopft und sympathisch ist.
Hat Gesundheit bzw. Krankheit aber nicht immer auch etwas mit der Psyche zu tun?
Dr. Martin würde das strikt verneinen. Er sieht als ehemaliger Gefäßchirurg nur den Körper. Er muss erst noch lernen, den ganzen Menschen zu erkennen. Aus diesem Missverhältnis heraus stammt aber doch auch die Komik. Würde Dr. Martin alles richtig machen, könnte er gleich in der Schwarzwaldklinik arbeiten.
Hätten Sie nicht auch einmal Lust, einen Sympathieträger, einen Helden zu spielen?
Für mich ist Dr. Martin ein Held. Helden sind Menschen, die Gutes tun, aber vielleicht nicht so eitel sind, dass sie allen gefallen wollen. Wenn das Buch gut geschrieben ist, dann spiele ich aber gerne auch ein Schnuckelchen.
Ehrlich?
Es muss einfach spannend sein. Das ist mir wichtiger als die Trennung in sympathisch und unsympathisch, über die ich nicht ernsthaft nachdenke.
Kommissar Borowski und Dr. Martin haben eines gemeinsam. Sie können der Frau, die sie mögen, ihre Gefühle nicht zeigen. Typisch Mann?
Nein, die Männer tragen doch inzwischen ihr Herz auf der Zunge – zumindest in unserem weichgespülten Westeuropa.
Angelika Kahl
Acht neue Folgen, immer donnerstags um 20.15 Uhr im ZDF