Axel Milberg: Ganove, König, Kommissar

Der Wahlmünchner Axel Milberg über die Siegfried-Lenz-Verfilmung „Das Feuerschiff“, warum ihm der schwedische Krimiautor Henning Mankell einen Traum erfüllt und eine märchenhafte Rolle
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In der Siegfried-Lenz-Verfilmung liefert sich Axel Milberg (li.) ein Duell mit Jan Fedder.
az 3 In der Siegfried-Lenz-Verfilmung liefert sich Axel Milberg (li.) ein Duell mit Jan Fedder.
Auf der gemeinsamen Lesung im Mai hat Krimi-Autor Henning Mankell (li.) beschlossen, Axel Milberg zwei „Tatort“-Fälle zu schreiben.
AP 3 Auf der gemeinsamen Lesung im Mai hat Krimi-Autor Henning Mankell (li.) beschlossen, Axel Milberg zwei „Tatort“-Fälle zu schreiben.
In „Das tapfere Schneiderlein“ braucht König Ernst (Axel Milberg) einen mutigen Helden, der sein Reich vor bösen Riesen rettet.
NDR 3 In „Das tapfere Schneiderlein“ braucht König Ernst (Axel Milberg) einen mutigen Helden, der sein Reich vor bösen Riesen rettet.

Der Wahlmünchner Axel Milberg über die Siegfried-Lenz-Verfilmung „Das Feuerschiff“, warum ihm der schwedische Krimiautor Henning Mankell einen Traum erfüllt und eine märchenhafte Rolle

AZ: Herr Milberg, als Ihnen die Rolle des Gangsterboss’ Caspary angeboten wurde, was war Ihre erste Reaktion?

AXEL MILBERG: Ich habe mich sehr gefreut. Mit den Geschichten von Siegfried Lenz bin ich aufgewachsen.

Haben Sie Lenz im Zuge der Verfilmung getroffen?

Ja, und ich habe ihm meine Deutung von „Das Feuerschiff“ erzählt. Ich glaube, das eigentliche Thema ist Zivilcourage. Stellen Sie sich vor, Verbrecher besetzen ein Gebiet oder ein Land, aus dem man nicht fliehen kann. Auf dem Schiff gibt es die einen, die kooperieren wollen, andere dagegen wollen kämpfen. Mit dem Thema Zivilcourage hat sich Siegfried Lenz als junger Soldat im Zweiten Weltkrieg ja auch gezwungenermaßen auseinandersetzen müssen.

Was hat er zu Ihrer Interpretation gesagt?

Er hat das interessant gefunden, festlegen wollte er sich aber nicht. Als Schriftsteller will er seine Geschichte schließlich für mehrere Lesarten offen halten. Aber das Symbol ist doch eindeutig: Das Feuerschiff gibt den anderen Schiffen die Orientierung, wie uns Gesetz, Moral und die Verabredung zur Demokratie geben.

Die verbalen Duelle zwischen Jan Fedder und Ihnen erinnern stark an die literarische Vorlage.

Ja, da sind viele Original-Dialoge gelieben. Der Film hätte sonst auch nicht funktioniert. Er ist ja kein Actionthriller mit Blut und Waffen.

Siegfried Lenz erzählt eine reine Männergeschichte. Im Film kommt eine Liebesgeschichte hinzu. Geht es im Fernsehen nicht ohne?

Mag sein, dass Autor und Produzent das geglaubt haben. Vielleicht ist es auch so, denn wenn der Zuschauer erst das Glück eines liebenden Paares gesehen hat, ist die Trauer später größer, wenn einer der beiden tot ist. Es geht ja darum, bei den Zuschauern Emotionen auszulösen.

Als Kieler „Tatort“-Kommissar Borowski schaffen Sie das auch regelmäßig. Jetzt schreibt Ihnen sogar Henning Mankell zwei Fälle. Wie kam’s denn dazu?

Vor fünf Jahren habe ich Mankell in Frankfurt getroffen. Wir unterhielten uns über all die Fähren aus Skandinavien, die in Kiel anlegen, die Immi-granten, dass die Familie Milberg ursprünglich aus Schweden stammt und wir genau wie er vier Söhne haben. Er war interessiert, für den Tatort Kiel zu schreiben, dann doch wohl zu beschäftigt.

Und jetzt wollte er doch?

Im Frühjahr haben wir uns wieder getroffen. Ich habe aus seinem neuen Roman „Der Chinese“ vorgelesen und er merkte, dass da sein Buch verstanden und zum Leben erweckt wird. Zwei Tage später schlug er von sich aus vor, zwei Kriminalgeschichten für Kiel zu schreiben. Inzwischen hat er das auch gemacht, jetzt werden die Storylines von deutschen Autoren ausgeschrieben.

Warum wollten Sie unbedingt Henning Mankell?

Er sieht die Welt ähnlich wie ich. Ich war verblüfft, wie spannend und genial er schreibt, als ich vor etwa 15 Jahren „Die falsche Fährte“ las. Vorher war ich gar kein großer Krimi-Leser.

Am 26. Dezember spielen Sie im NDR-Märchen „Das tapfere Schneiderlein“ den König. Welche Bedeutung haben Märchen für Sie?

Eine sehr große – als Kind fanden für mich alle Märchen in Kiel-Düsternbrook statt, wo ich aufgewachsen bin. Es gibt da einen großen dunklen Wald, in dem Hänsel und Gretel lebten. Auch Frau Holle hatte in dem Wald ihr Haus und dort immer die Betten ausgeschüttelt.

Das war für Sie ganz real?

Ja, das war da alles ganz real angesiedelt. Als Vater habe ich die Märchen nun wieder entdeckt, weil ich sie unseren Kindern vorgelesen habe. Und jedes Mal fällt mir darin was Neues auf. Märchen sind auch für uns Erwachsene sehr spannend. Welche historischen Schreckensgestalten da verarbeitet sind: Massenmörder, Giftmischer oder Kannibalen.

Im ARD-Film „Im Gehege“ sind Sie am Montag ebenfalls zu sehen. Eine neue Staffel von „Doktor Martin“ ist abgedreht. Viel Zeit bleibt da für die Familien nicht, oder?

In diesem Jahr war es wirklich recht viel. Ich habe in Kiel zwei Filme gemacht, in Hamburg, Lübeck und an der Nordsee gedreht. Würde meine Familie in Hamburg wohnen, wär’s einfacher.

Gibt es die Überlegung, wieder in den Norden zu ziehen?

Nein, das kommt nicht in die Tüte. Meine Frau liebt ihre Heimatstadt München. Ich auch, und unsere Kinder gehen hier zur Schule. Bin ich zu Hause, genieße ich das, da kann mich keine Kreuzfahrt locken. Na ja, wer weiß?

Angelika Kahl

„Das Feuerschiff“ zeigt das Erste heute um 20.15 Uhr

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