Ausstieg aus der Pandemie: Im Neoabsolutismus
Es ist gut, dass nun doch 900 Besucher auf den Königsplatz dürfen. Ich freue mich über ein Schachbrettmuster im Nationaltheater ebenso wie über jede andere Erleichterung für Kulturveranstalter.
Es gibt kein Ausstiegsszenario bei sinkender Inzidenz
Hinein mischt sich Mitgefühl für alle, die auf die Schnelle noch Eintrittskarten an die zögernden Besucher bringen müssen. Denn das ist schwierig: Nächste Woche beginnt in jedem halbwegs geeigneten Innenhof der kulturelle Freiluftbetrieb, und die EM läuft auch weiter.
Ärgerlich bleibt das Verfahren. Insider flüstern einem zu, hier habe der Oberbürgermeister bei den Gesundheitsbehörden Einfluss genommen, dort eine SMS an einen Minister. Und wieder anderswo war es eine andere honorige Gestalt. Das ist nett und sehr freundlich. Aber wir leben nicht im Feudalismus monarchischer Gunsterweise, sondern in der Demokratie. Die setzt auf geordnete, rationale und notfalls auch einklagbare Abläufe. Die fehlen in der Pandemie.
Es gibt zwar Notbremsen für steigende Inzidenzen, aber kein Ausstiegsszenario bei sinkender Inzidenz. Jeder Öffnungsschritt bleibt daher mühselig, alles ist vom unhinterfragbaren Ermessen Einzelner abhängig. Was die Staatsoper darf, dürfen die anderen Staatstheater oder gar private Träger noch längst nicht.
Der Demokratie ist dies abträglich, und noch immer scheint die Politik nur zu ahnen, dass Veranstalter von Veranstaltungen leben. Und während Hygienekonzepte im Fußballstadion ständig ungestraft missachtet werden, sind Clubs (mit Hygienekonzept) immer noch zu. Gleichzeitig wundern sich Politiker über feiernde junge Leute auf den Straßen. Das ist nicht nur absurd, es ist ein Skandal.
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