Ausstellung "silent spaces": Eher das Ruhige und Abstrakte

Seit Ende Januar gibt es die Galerie Fenna Wehlau in der Amalienstraße 24 und es lohnt sich, ihr einen Besuch abzustatten. Die Räume sind hell und einladend und die 79 qm Ausstellungsfläche reichen aus, um das Werk diverser Künstler im Überblick zeigen zu können.
Auf jeden Fall sehenswert sind die Bilder des Mülheimer / Frankfurter Malers Eberhard Ross (geb. 1959), der auch von internationalen Galerien in Europa, Kanada und Asien vertreten wird und mit dem die Galerie Wehlau ihr Ausstellungsprogramm startet. Man muss allerdings schon genau hinsehen, um die Feinheiten der farbigen Leinwände (mit bis zu 11 Farbschichten) zu erkennen: In die Farbe kratzt der Künstler mit stumpfer Kaltnadel Linienmuster ein, die die komplette Bildfläche bedecken und so ein Endlosornament ergeben. Farbige Rückseiten bringen die Bilder zusätzlich zum Schweben und entmaterialisieren sie gleichsam.
Eberhard Ross, dessen Ausgangspunkt der Zen-Buddhismus ist, schafft solche abstrakten Werke in langen Arbeitsprozessen, aber wenn er einmal damit angefangen hat, muss er die Arbeit auch in einem Zug vollenden, "sonst verändert sich meine Handschrift", wie er sagt. Nicht zu übersehen ist, dass die farbigen Bildklänge ihren Ursprung in der Musik haben und deren Oberflächen den Strukturen und Rhythmen der Natur entlehnt sind.
Darauf verweisen auch die Titel der drei Werkserien, die hier gezeigt werden: "natures", "speichern" und "fermata" (in der Kompositionslehre bedeutet dies "Haltezeichen"). Man könnte die Bilder von Ross so interpretieren, dass in ihnen gleichzeitig absolute Leere und absolute Fülle herrschen, was einem meditativen Zustand gleichkommt. Und nur wer sich kontemplativ in sie vertieft und bewusst ruhig wird, dem erschließen sie sich in ihrem ganzen Reichtum.
Ihre Eröffnungsausstellung will Fenna Wehlau durchaus programmatisch verstanden wissen: "Mir geht es immer darum, zwei divergente Aspekte zusammenzubringen, um künstlerische Synthesen. Bei Eberhard Ross sind es die Farbflächenmalerei und die konkrete Kunst, bei meiner nächsten Schau (Carmen Hillers, "Liaison", Eröffnung am 11.5.) geht es um Abstraktion und Musik. Im Herbst zeige ich dann Corinna Altenhof zu den Themen Enkaustik und Landschaft und schließlich den Schweizer Bildhauer Daniel Egli, der Skulptur und Humor verbindet."
Auf die Frage nach künstlerischen Vorlieben gesteht sie ihr persönliches Interesse an der Kunst von Frauen, "aber ich wollte keine explizite Galerie für Frauenkunst. Die größte Künstlerin ist aber Agnes Martin für mich!" Fenna Wehlau setzt in ihrer Galerie eher auf eine ruhige, leise und abstrakte Kunst und weniger auf eine laute und marktschreierische.
Mit der Eröffnung ihrer Galerie hat sie sich einen lang gehegten Lebenstraum erfüllt, der sie schon seit 20 Jahren begleitete: "Einst wollte ich Kuratorin werden, dann aber habe ich Kunstpädagogik studiert und später in London Museums- und Galerienmanagement."
Danach arbeitete sie in Hamburg als Art Consultant, bevor sie sich 1999 mit einer virtuellen Galerie selbständig gemacht hat. "Aber man existiert nur richtig, wenn man einen festen Standort hat", ist sie überzeugt. Und die Kommunikation ist ihr wichtig, nicht nur mit den Kunden: "Auch die Chemie mit den Künstlern muss stimmen."
Seit 2001 lebt sie nun mit ihrer Familie in München, und ihr Traum nahm mehr und mehr konkrete Gestalt an: "Eineinhalb Jahre lang habe ich ein Konzept erstellt und einen Businessplan entwickelt." Auch mit den schließlich gefundenen Räumen ist sie sehr glücklich: "Ich habe eine Wand entfernt und voriges Jahr von Oktober bis Dezember renoviert. Denn vorher war das der Empfang einer Kanzlei über der Galerie." Nun ist sie mitten im Kunstareal angekommen und hat in ihrer ersten Ausstellung auch schon Bilder verkauft. Ein gelungener Start also, dem viele weitere gelingende Jahre folgen mögen!
Aber man existiert nur richtig, wenn man einen festen Standort hat
Ab 11. Mai: Carmen Hillers "Liaison"