Auslese der Redseligen
Sieben Minuten haben Laudatoren und Preisträger. Da es sich bei der Verleihung des Bayerischen Kabarettpreises im Lustspielhaus um eine Veranstaltung des freistaatlichen Fernsehens handelt, machte Dieter Hildebrandt als Lobredner des Duos Jochen Busse und Henning Venske, dem heuer der Ehrenpreis zugesprochen wurde, einen grimmigen Knicks vor dem Sender seines Missvergnügens: „Was immer der Bayerische Rundfunk von mir gewollt hat, habe ich befolgt.”
Großer Lacher, dann folgten sieben große Minuten aus dem Nähkästchen zweier Hausgötter der Münchner Lach & Schieß, den „Sonnyboys persönlich”. Angemessen unbescheiden präsentierten sich die beiden Alpha-Tiere der deutschen Satire und improvisierten über ihre Verdienste für die Weltgeschichte. Aber für die Gründung der Grünen (Venske) und die Wiedervereinigung (Busse) verantwortlich zu sein, war den beiden dann doch sehr peinlich.
Hauptpreisträger des Jahrgangs 2012 ist der 50-jährige Bochumer Jochen Malmsheimer – weniger Urgestein des politischen Polterns, sondern eher ein grammatikverliebter Sprachkünstler, der, so Laudator Georg Schramm, mit „außergewöhnlicher Musikalität” des Sprechens „die weitschweifige Redseligkeit seiner Jugend zur Bühnenkunst” gemacht hat. Als Beleg predigte Malmshofer einen „Psalm der Sorge” zur Kulturgeschichte der Hose.
Den bayerischen Senkrechtstarter-Preis erhielt ein Schwabe: Christoph Sieber, von Laudator Willy Astor wegen seiner 42 Jahre als „Johannes Heesters der Nachwuchsförderpreise” liebevoll verspottet. Der Musikpreis ging an Lizzy Aumeier, die „Sexgöttin der Oberpfalz”. Helmut Schleich träumte in seiner Laudatio von einer Neuverfilmung von „Sissi und Franz" mit der Kontrabassistin und Ottfried Fischer in den Titelrollen – und der hatte sich, vom Publikum herzlich empfangen, nach krankheitsbedingter Pause wieder gezeigt.
Bayerisches Fernsehen, Freita, 20. Juli 2012, 22.30 Uhr