Aus Plenske wird Polauke
Eigentlich schien das Genre der Telenovela bei Sat1 der Vergangenheit anzugehören. Doch jetzt setzt der Sender wieder auf eine Aschenputtel-Geschichte: „Anna und die Liebe“ soll ab 25. August das Publikum einfangen. Die Hoffnung heißt Jeanette Biedermann.
Läuft alles nach Plan, soll sie als Anna Polauke die Herzen der Zuschauer erobern – genau wie vor ihr Alexandra Neldel als Lisa Plenske im Telenovela-Hit „Verliebt in Berlin“.
Polauke statt Plenske? Nicht nur die Nachnamen der beiden Hauptfiguren klingen ähnlich. In „Anna und die Liebe“ erinnert einiges an „Verliebt in Berlin“ („ViB“). Biedermann trägt vor der Kamera zwar weder Fatsuit noch Zahnspange, aber genau wie Lisa ist sie das graue Mäuschen, das von der großen Karriere träumt. Was die Modebranche für Lisa war, ist für Anna die Werbung. Doch Anna ist so extrem schüchtern, dass sie sich nicht einmal zu bewerben wagt. So macht deren böse Schwester Katja (Karolina Lodyga) Karriere – mit Annas Ideen. Sie selbst bringt es lediglich zur Aushilfe.
In den Juniorchef (Roy Peter Link) der Agentur „Broda & Broda“ hat sich das Mauerblümchen dann natürlich auch noch verguckt. Schließlich durfte auch Alexandra Neldel vor ihrem Telenovela-Ausstieg als Lisa noch ihren David, Juniorchef von „Kerima Moda“, heiraten. Die Hochzeit Anfang September 2006 war der Quotenhit mit 7,35 Millionen Zuschauern.
Danach aber sanken die „ViB“-Quoten ins Bodenlose. Lisas flapsiger Halbbruder Bruno (Tim Sander) sollte den Erfolg fortführen, doch der ließ die Zuschauer kalt. Dann holte man Laura Osswald als Hannah dazu, auch das nützte nichts. Und mit seiner komplett neuen Telenovela „Schmetterlinge im Bauch“ landete Sat1 ebenfalls im Aus.
Kein Wunder also, dass man sich jetzt auf die alten „ViB“-Werte besinnt. Senderchef Matthias Alberti („Ich habe die ersten Folgen gesehen – ein Hammer“) glaubt, dass die Wärme und Menschlichkeit von „Anna und die Liebe“ den Erfolg bringen werden. Auch Annas großes Manko, die extreme Schüchternheit, dürfte viele junge Zuschauer ansprechen, glaubt Produzent Christian Popp. „Fast 50 Prozent der Deutschen schätzen sich selbst als schüchtern ein“, sagt er. „20 Prozent sind sogar massiv schüchtern, das heißt, sie haben regelmäßig Schweißausbrüche, stottern oder kriegen gar keinen Ton raus.“
Jeanette Biedermanns Fangemeinde dürfte Sat1 sicher sein. Mit Alexander Klaws spielt gar ein ehemaliger RTL-„Superstar“ mit. Doch in einem Punkt hat „Anna und die Liebe“ ein Problem: „AudL“ klingt schon irgendwie doof.
Angelika Kahl