"Aus dem Dachsbau": Solo für Tocotronic-Star Dirk von Lowtzow

Dirk von Lowtzow präsentierte Auszüge aus seinem literarischen Debüt "Aus dem Dachsbau" am Sonntag in München. Ein Highlight für Tocotronic-Fans - nicht nur wegen der vielen persönlichen Geschichten.
(ili/spot) |
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Ein "Date mit Dirk" hatten alle, die am Sonntagabend im ausverkauften Volkstheater in München waren. Denn Tocotronic-Star Dirk von Lowtzow (48) präsentierte dort sein erstes Buch "Aus dem Dachsbau" (Kiepenheuer & Witsch, 192 Seiten, 16,99 Euro) bei einer Lesung mit musikalischen Elementen.

Die Musik stammte vor allem von seiner 1993 zusammen mit Jan Müller (47) und Arne Zank (48) gegründeten Rockband. Doch weil sie diesmal unplugged mit der Akustikgitarre vorgetragen wurde, wirkten Songs wie "Freiburg" oder "Bis uns das Licht vertreibt" ungleich sanfter und verletzlicher. Was gut zur Lesung passte, denn die Texte in dem Buch sind ziemlich persönlich.

"Aus dem Dachsbau" von Tocotronic-Star Dirk von Lowtzow

Eine Art Lexikon, für Alexander

"Das Buch, das ich mitgebracht habe, ist eine Art Lexikon. Und wie jedes gute Lexikon fängt es an mit dem Namen der größten Popband aller Zeiten, ABBA", erklärte der Autor dem andächtig lauschenden Publikum vor seiner ersten Leseprobe, worum es ging. "Der nächste Eintrag heißt 'Alexander'. Der ist einem Freund von mir gewidmet, der 1996 gestorben ist. Und als ich das Buch jetzt in Vorbereitung auf die Lesung nochmal durchgegangen bin, und Stellen rausgesucht habe, habe ich gemerkt, dass ich das ganze Buch eigentlich nur für ihn geschrieben habe", verriet er in dem deutlichen, aber unaufdringlichen Ton, in dem er durch den gesamten Abend führte.

"1996 stirbt Alexander mit 26 Jahren an einem Gehirntumor. Wir waren fast 20 Jahre befreundet. Ich lerne ihn zunächst nur widerwillig kennen, er ist der jüngere Sohn von Freunden meiner Eltern. Meine Mutter muss mich zu ihm schleppen, ich habe Angst vor neuen Bekanntschaften, bin voller Ablehnung. Doch als ich ihn sehe, bin ich sofort verliebt. Er ist wie ich, er ist mein Spiegel, aber er hat ein heiteres, aufgeschlossenes Gemüt. Es gibt kaum einen Menschen, den er nicht in Sekunden bezaubert", beginnt die Geschichte über eine ganz besondere Freundschaft...

"Ich kann nicht gut über mich lachen" - von wegen!

Im weiteren Verlauf schreibt der in Offenburg, Baden, geborene Künstler auch darüber, wie er die Ereignisse rund um die Bandgründung und den schnellen Erfolg Mitte der 1990er Jahre in Hamburg aufgenommen hat: "Ich bin in der Zeit oft verunsichert und von den Ereignissen überwältigt. Alles, was mit der Band geschieht, nehme ich viel zu ernst. Im Gegensatz zu Alexander kann ich nicht gut über mich lachen", schreibt Dirk von Lowtzow.

Doch mit diesem Buch beweist er das Gegenteil, denn nicht wenige Passagen kommen von der Intimität und Intensität her einem sprachgewandt formulierten Tagebuch gleich. Andere lesen sich wie jene bemerkenswerten Geschichten, die man im Laufe eines Lebens ansammelt und dann jedem wieder neu auftischt, den man kennenlernt. Darunter sind auch durchaus selbstironische Kapitel wie der kläglich gescheiterte Versuch, an einer österreichischen Schauspielschule angenommen zu werden - trotz sorgfältig ausgewählter Masturbationsszene -, über den Dirk von Lowtzow in "Brandteigkrapfen" beschreibt.

Ein Geschenk für seine Fans

Das Buch ist ein Geschenk für all jene Fans von Denker und Poet Dirk von Lowtzow, die sich schon immer einen noch tieferen Einblick in sein Seelenleben gewünscht haben, als ihn viele Tocotronic-Songs ohnehin schon gewähren. Und die musikalische Lesung war eine willkommene Abwechslung zu den legendären Auftritten seiner Band mit ihren "Electric Guitars"...

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