Aufgefangen im digitalen Netz
Nach dem Rauswurf beim ZDF liest die Literaturkritikerin Elke Heidenreich im Internet
Mit dem Fernsehen sei sie durch, sagte Elke Heidenreich am Freitag kämpferisch. Deshalb liest sie jetzt im Internet. „Litcolony.de“ heißt das Buchportal des jährlichen Literaturfestivals LitCologne, auf dem die 65-Jährige in monatlich Sendungen Empfehlungen gibt. Die noch für das ZDF geplante Sendung mit Campino gibt es bereits zu sehen.
Heidenreich redet zügig, ihre Tipps sind solide – „Der Kaiser von China“ von Tilmann Rammstedt, „Scherbenpark“ von Alina Bronsky, Leonard Cohens „Buch der Sehnsüchte“ und „Der Knacks“ von Roger Willemsen. Und auch ihren Biss hat sie nicht verloren: Ein Seitenhieb auf Marcel Reich-Ranicki, einer auf das ZDF, noch einer und weil’s so schön ist: noch einer.
Buchkritik und Buchhandel wachsen zusammen
Zwar schwankt der Ton und Heidenreich weiß nicht, in welche Kamera sie reden soll – doch das Internet steht ihr. Besonders wenn in den nächsten Wochen Extras wie ein Bestellservice für Bücher hinzukommen.
„Lesen“-Gast Campino, derzeit Hauptdarsteller von Wim Wenders „Palermo Shooting“ und Sänger der Toten Hosen wird von Heidenreich gleich als ihr „Neffe“ verbal umarmt. Er hat „Die Brautprinzessin“ von William Goldman mitgebracht. Zwar weiß er nicht so recht, was er darüber sagen soll, doch mit mütterlichem, pardon, tantlichem Wohlwollen führt Heidenreich ihn zum Kern des Märchens.
Ob ihr eigenes Schicksal nun eine märchenhafte Wendung erfahren hat, wird Elke Heidenreich spätestens auf der Frankfurter Buchmesse erfahren. Die ungebremste Branchenliebe, die sie dort erfuhr, speiste sich auch aus der Marktmacht ihrer TV-Sendung. Vielleicht gelingt es der Heidenreich auch via Internet Bestseller zu erzeugen.
akk
„Lesen“ gibt’s unter www.litcolony.de. Ab 16. Dezember ist die zweite Sendung zu sehen