Auf der Suche nach Vergebung
Es ist die Geschichte einer Jungenfreundschaft, die jäh zerbricht, und die eines gepeinigten Volkes - Marc Forsters berührendes Afghanistan-Drama "Drachenläufer"
Sein neues "007"-Abenteuer heißt noch schlicht "Bond 22", wird aber mit Spannung erwartet. Dabei ist Marc Forster doch ein Mann der leisen Töne ("Monster's Ball"), und sein "Drachenläufer" wieder eines dieser Dramen, die direkt ans Herz gehen. Ein "lyrischer Film", wie der afghanisch-amerikanische Autor Khaled Hosseini lobt, dessen Bestseller Forster adaptierte.
Es ist die Geschichte einer Jungenfreundschaft, die jäh zerbricht, und die eines gepeinigten Volkes. Sie beginnt im Kabul der 70er Jahre: Amir (Zekiria Ebrahimi), Sohn eines angesehenen Afghanen, und Hassan (Ahmad Khan Mahmoodzada), Sohn seines Angestellten, sind unzertrennlich. Gerade haben sie beim Wettbewerb im Drachenfliegen gesiegt, da reißt eine schreckliche Tat die Freunde auseinander: Amir schreitet nicht ein, als Hassan in einer Gasse vergewaltigt wird. Aus Scham beendet Amir sogar die Freundschaft.
Wenig später marschiert die Rote Armee in Afghanistan ein. Während Hassan zurückbleibt, flieht Amir mit seiner Familie nach Amerika. Erst 20 Jahre später hat er die Chance zur Wiedergutmachung seiner Schuld. Das Land seiner Kindheit wurde von Kriegen erschüttert, das Taliban-Regime verbreitet Schrecken. Doch Amir (Khalid Abdalla) kehrt zurück nach Kabul, um Hassans Sohn aus den Händen der Taliban zu retten.
Forster nimmt seine Zuschauer mit auf eine überwältigende, Kontinente und Jahrzehnte umspannende Reise. In eindrucksvollen Bildern und mit emotionaler Kraft schildert er die Suche eines Mannes nach Vergebung. "Drachenläufer" ist ein tiefgründiges Abenteuer, das, wie Hosseini hofft, "meiner Heimat und den Nöten eines geschundenen Volkes wieder weltweite Aufmerksamkeit" bescheren könnte.
Ute Nardenbach
Kino: City, Filmcasino, Münchner Freiheit, Atlantis in OmU, Cinema in OF R: Marc Forster B: David Benioff K: Roberto Schaefer (USA, 122 Min.)
