Auf der Nostalgiewelle

Opernfestspiele: Joseph Calleja und Angela Gheorghiu singen in Puccinis „La bohème”
Marco Frei |
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Manchmal wirkt das Alte frisch und befreit. Das gilt vor allem dann, wenn man es länger nicht mehr gesehen hat. So ist das auch mit Otto Schenks alter Inszenierung von Puccinis „La bohème” an der Bayerischen Staatsoper, die jetzt bei den Münchner Opernfestspielen unter der musikalischen Leitung von Dan Ettinger zu erleben ist. Natürlich ist der Kostüm- und Requisitenschinken, den Rudolf Heinrich einst für Schenk entworfen hatte, verstaubt, aber es funktioniert: Entspannt kann man sich zurücklehnen, ohne sich über allzu häufig geist- und gehaltlose Konzepte zu ärgern.

Wenn zudem Stimmen zu hören sind, deren Timbre vorzüglich zu den Bildern passen, wird der Abend umso besser. Das galt gerade für Joseph Calleja (Rodolfo), der an der Staatsoper im Februar als Roberto Devereux auf der Bühne stand. Der helle, klare Tenor des Maltesers kultivierte fast schon die goldene Zeit des Belcanto-Gesangs – altmodisch im besten Sinn. Dass in Kürze bei Decca eine CD-Hommage von Calleja auf sein Idol Mario Lanza erscheint, ist da konsequent. Mit Angela Gheorghiu (Mimì), die bereits 2009 an der Staatsoper die Violetta gesungen hat, gab Calleja ein schönes Paar ab.

Die Sopranistin aus Rumänien punktete mit einer warmen Natürlichkeit, die die Partie zwar glutvoll ausfüllte, aber nie mühsam überzeichnete. Bei ihr kam der Tod der kranken Mimì ganz ohne Wimmern und Röcheln aus: Sie machte ein jenseitiges, weltentrücktes Licht hörbar. Als Paar überzeugten nicht minder Laura Tatulescu (Musetta) und Levente Molnár (Marcello), wohingegen Ettinger insgesamt recht solide durch den Abend führte. So konnte man gut auf der Nostalgie-Welle reiten. Und für Jüngere ist es erhellend zu sehen, wie früher inszeniert wurde.

Noch am 20. Juli, 19 Uhr, Nationaltheater, ausverkauft

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