Auch Küssen will gelernt sein

„Loriots Dramatische Werke“ in der Komödie im Bayerischen Hof
von  Abendzeitung

„Loriots Dramatische Werke“ in der Komödie im Bayerischen Hof

Während unten die Zuschauer ihre Plätze einnehmen, zwängen sich oben auf der Bühne die Konzertbesucher durch enge Sitzreihen. Wenn der Herr, der seine Karten im Preisausschreiben gewonnen hat, den Ritt auf der Stuhllehne beendet, ist man mitten drin im Kosmos der kleinen Dramen, die Loriot mit unnachahmlicher Ironie dem Alltag abgelauscht hat. Schon zum dritten Mal in 20 Jahren spielen Gunnar Möller und Christiane Hammacher „Loriots Dramatische Werke“, und beide haben die trockene Komik inzwischen perfektioniert.

Stefan Zimmermanns Inszenierung lahmt allerdings etwas, was wohl an den Umbauten auf der Drehbühne liegt, die Thomas Pekny mit einer potthässlichen Stellwand bestückt hat. Dafür entschädigen die Schauspieler in den 16 Sketchen: Mit Hingabe kratzen Gunnar Möller, Christiane Hammacher und Rainer Goernemann live ihre Streichinstrumente beim Beethoventrio. Mutters Klavier hält seinen Einzug, an der Opernkasse konkurriert „Siegfried“ mit „Martha“, die Eheberaterin (Renate Koehler) bringt den Blöhmanns (Möller und Hammacher) das Küssen bei. Die Nudel wandert über Möllers Gesicht, der Kosakenzipfel entzweit die Paare, die Herren im Bad zeigen ihre Blößen hinter Milchglas. Und als sprechender Hund lässt Möller mit treuem Blick die Schlappohren hängen.

Gabriella Lorenz

Komödie im Bayerischen Hof, bis 4. Juli, 20 Uhr, Tel. 2916 1633

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.