ars-technica 7 in Unterhaching
Aus einer verrückten Milleniums-Silvester-Party, bei dem sich ca. 20 Künstler und Ingenieure über die "Milleniumsangst" lustig gemacht haben, wurde durch die Beteiligung offizieller Unterstützer, wie das Jugendkulturwerk München Land und die Gemeinde Unterhaching, eine nun durchaus bekannte Einrichtung zur Präsentation kreativer Kultur.
Große Aussteller, wie die Werkstätten der Bayerischen Staatsoper, das Deutsche Museum, die B&M Dance Company, internationale Künstler und Firmen wie Airbus oder die Geothermie Unterhaching haben sich dem Publikum präsentiert. Mit Kinder- und Jugendgruppen, dem Gymnasium oder der Mittelschule wurden technisch künstlerische Projekte aufgelegt, die, ganz im Sinne Oskar-von-Millers, dem Gründer des Deutschen Museums, die positiven Möglichkeiten der technischen Entwicklung zeigten.
In den letzten Jahren kamen internationale Künstler, Sammler, Firmen und Institutionen dazu, die die Qualität dieses Kunst-Festivals rasant anhob. Die Werkstätten der Bayerischen Staatsoper zeigten Kulissen, die nie so nah zu bestaunen waren, die Firma Airbus ihr Firmenmuseum mit Flugzeugen, die erst in 25 Jahren am Markt sind, jetzt aber schon fliegen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung schickte seinen rollenden 40Tonner, eine mobile Erlebniswelt zum Thema Biotechnikum.
Da das KUBIZ in Unterhaching mit seiner Leiterin Frau Dr. Maier-Eichhorn auch bekannt ist für seinen Ballettschwerpunkt, konnte es nicht ausbleiben, dass die Stilrichtung Science Ballett entstand. Oder haben sie in München oder anderen Großstädten schon auf der Bühne gesehen, wie sich die Atome im Wasserstoff-Molekül bewegen? Was kann man denn nun dieses Jahr sehen? Das Eröffnungsballett der B&M Dance Company München hat sich ganz besondere, noch nie gesehene Leckerbissen ausgedacht.
Das Eröffnungsprogramm zur ars-technica 7 vereint Stücke von fünf Choreographen: Das Grundprinzip des Kaleidoskops wird auf den menschlichen Körper und sein Bewegungsspektrum adaptiert. Zudem steht das Kaleidoskop für einen bunten Wechsel verschiedener Eindrücke für den Zuschauer, nicht nur innerhalb der einzelnen Bewegungsmuster des jeweiligen Stücks, sondern auch im Erlebnis der verschiedenen choreographischen Stile.
Neben "4 Corner Game" (Laurel Benedict), "Robotalk" (Ada Ramzews) und dem traditionellen Finalstück "Bolero" (Heinz Manniegel) warten einige Uraufführungen: Der Choreograph Ryan Mason ergründet mit einer Gruppe von Tänzern das Thema "automatic life". Die Tänzerin und Choreographin Natalie Bury bedient sich aus dem Baukasten der menschlichen "habits and limits" und baut durch die Fusion vieler einzelner Körper eine "Mensch-Maschine".
Als lebendes Kernstück der Laserharp Q, ein Metallkubus, dessen Außenseiten harfengleich mit Laserstrahlen "besaitet" sind, "ertanzt" Ada Ramzews mit Hilfe dieses besonderen Instruments des Künstlers Leo Bettinelli – ein visuelles Klangerlebnis. Besonders dieser erstmaligen Klangherrschaft der Tänzerin über die Maschine fiebern die Ingenieure im Publikum entgegen.
Auch Kinder können Kunst, so haben die Kinder des AWO Kinderhorts ein Flüsterröhren-Turm-Projekt des italienischen Architekten Giacomo Della Porta von 1579 aufgegriffen, mit dem er ein Telefonnetz aufbauen wollte. Dass dies jetzt bis nach Rom geht, hat aber keiner den Kindern geglaubt.
Hauptkunstsponsor wird auch dieses Jahr wieder der Starnberger Sammler Rolf B. Heer sein, aus seiner Sammlung "Licht-Klang-Bewegung.de" werden Werke z.T. internationaler Künstler gezeigt, die sonst nur über private Kontakte zugänglich sind. Walter Giers (leider 2016 verstorben), Peter Vogel, Siegfried Kreitner, Sebastian Hempel, Art Spellings und Leo Bettinelli sind weltweit bekannt.
Persönlich stellen aus: Hajo Drott, Walter Dorsch, Roman Wörndl, Charly-Ann Cobdak, Peter Schwenk. Hans Schork, Cristian Öttinger, Wolfgang Lippstreu und Studio Hering. Auch diese z.T. international bekannt, aber aus dem Münchner Raum und Münchner Publikumspreisträger sind auch dabei.
Jedenfalls hat sich die ars-technica verdient gemacht, eine Kunstrichtung, die vom Mainstream verdeckt war, an die Öffentlichkeit zu ziehen. Nun hoffen die Macher, das Publikum mit ihrer Begeisterung anzustecken, immerhin sind viele Werke ja schon in den 80er und 90er Jahren entstanden. Lohnen wird es sich sicher, fangen doch die Kunst-Akademien und Künstler verstärkt an mit dem Mikroprozessor Arduino, Lichttechnik und anderen technischen Einrichtungen zu arbeiten, um neue Kunsthorizonte zu erklimmen.
ars-technica 7 in Unterhaching vom 28.04.2017 - 01.05.2017
Ballett-Aufführungen im Rahmen der ars-technica 7 im Kubiz in Unterhaching bei München. Karten unter 0160 5517188 oder www.ars-technica.de
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