Andreas Ammer: „Have you ever heard of Wilhelm Reich?“
Eine Annäherung an den verwirrten und verfolgten Psychoanalytiker Wilhelm Reich versuchte Andreas Ammer mit seiner neuen Performance „Have you ever heard of Wilhelm Reich?“ in der Muffathalle.
Er war eine tragische Figur: In den 20er Jahren Kronprinz von Freud, rutschte der Psychoanalytiker Wilhelm Reich immer mehr in eine Paranoia. Mit der Lebensenergie Orgon glaubte er alle Weltprobleme lösen zu können. In den USA wurde der Emigrant während der 50er Jahre vom FBI ausspioniert. Die FBI-Frage „Have you ever heard of Wilhelm Reich?“ nahm Hörspielkünstler Andreas Ammer als Titel seiner neue Performance, die in der Muffathalle aufgeführt wurde. Verglichen mit Ammers früheren Live-Hörspielen ist dieses allerdings recht brav und etwas langweilig geraten.
Man weiß nicht recht, was Ammer will: eine Annäherung an den verwirrten, verfolgten Wissenschaftler oder nur Atmo? Wozu braucht er einen Staatsschauspieler wie Marcus Calvin, der im Großbildvideo (von Anton Kaun) FBI-Akten und Briefe Reichs liest, wenn dessen Stimme so verzerrt und mit Synthie-Klängen überlagert wird, dass man nichts mehr versteht? Nervtötend auch das Reich-Passfoto, das überstark gerastert endlos den Mund auf und zu klappt.
Auf der Bühne doziert Stefan Kastner als Reich am Lesepult, die Band Console grundiert mit minimalistischen Einlagen. Für ein bisschen Humor sorgt Die Bairishe Geisha (Judith Huber, Eva Löbau) nackt im Schaumbadzuber mit frechen Überleitungen: „Hast Du ins Wasser gepupst?“
Gabriella Lorenz
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