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Stadtflucht zu neuen Kunden: Das traditionelle Münchner Kunst-Auktionshaus Ketterer zieht von Bogenhausen in den Riemer Technologiepark.
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Stadtflucht zu neuen Kunden: Das traditionelle Münchner Kunst-Auktionshaus Ketterer zieht von Bogenhausen in den Riemer Technologiepark.

Mit High Tech haben Horst Antes, Ernst Ludwig Kirchner und Emil Nolde zwar nichts zu tun: Trotzdem zieht der Chef des renommierten Münchner Kunst-Auktionshauses mit seinen 18 Mitarbeitern im kommenden Dezember von der noblen Prinzregentenstraße direkt gegenüber der Villa Stuck in den Technologiepark Riem – gegenüber dem Haupteingang der Messe.

Dort entsteht ein ganz auf die Bedürfnisse eines zeitgemäßen Auktionshauses ausgerichteter Neubau. Eine hohe Aufenthaltsqualität war dem Hausherrn wichtig, damit die Kunden nicht gleich wieder weglaufen. Dafür soll es ein lounge-artiges Café geben. Nach außen hin gibt sich der Bau mit einem 8 mal 24 Meter großen Schaufenster offensiv einladend.

Der Umzug zeugt von Pioniergeist. Robert Ketterer: „Das gab's scheinbar noch nie, einen Neubau für diesen Zweck, weder in Deutschland noch anderswo.“ Aber warum ausgerechnet in Riem? „Wir brauchen kurzfristig viel Ausstellungsfläche, haben aber ganzjährig den laufenden Bürobetrieb. Vieles läuft inzwischen online. Dafür brauchen wir keine Innenstadtlage, weil wir keine Laufkundschaft haben. Unsere Kunden kommen aus New York, Paris und Hamburg", so Ketterer.

Was er viel mehr braucht, sind Parkplätze. „Und die gibt es in Riem ausreichend. Mit dem Auto braucht man von der Innenstadt eine Viertelstunde zu uns."

So macht er aus der Not eine Tugend: Zwar habe Ketterer auch nach innenstadtnäheren Grundstücken Ausschau gehalten, aber „die wirklich guten kann man nicht bezahlen“, erklärt er ohne Bedauern. „Da dachte ich mir: Lieber gleich nach draußen und richtig groß. Neulich kam ein Gemälde von Fritz Winter zu uns, weil die Konkurrenz ihn nicht durch die Tür hereingebracht hat. In Riem war das kein Problem."

Reicht das als Standortvorteil gegenüber der internationalen Konkurrenz – die allesamt in der Münchner Innenstadt residiert? Ketterer: „Klar, bei Kunstwerken ab 50000 Euro ist man schon in Konkurrenz mit Sotheby’s und Christie’s. Aber unser Vorteil ist die individuelle Kundenbetreuung und die Tatsache, dass wir im Segment bis 300000 Euro auch bessere Preise erzielen können. Denn die deutsche Kunst verkauft sich ohnehin besser hier.“

Ein Novum im Auktionsbetrieb ist die geplante Kinderbetreuung: „100 Quadratmeter sind für eine Kindertagesstätte vorgesehen – für Kinder von Mitarbeiterinnen als auch von Kunden“, so Ketterer. Zwar ist der Plan noch nicht ganz ausgereift, aber Ketterer, selbst frisch gebackener Vater, ist fest entschlossen, alle bürokratischen Hürden zu nehmen. „Bei uns arbeiten fast nur Frauen, aktuell sind fünf Mitarbeiterinnen in Mutterschutz. Wenn man nicht dauernd Mitarbeiter verlieren will, muss man die Kinderbetreuung heute mit einplanen.“ Heute feiert Ketterer sein Richtfest.

Roberta De Righi

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