Am Muffatwerk: Lina Lapelytes "Copper Lick"
Auf der Venedig-Biennale 2019 begeisterte sie mit ihrer Performance-Oper "Sun & Sea" Fachwelt und Publikum so sehr, dass sie dafür den Goldenen Löwen bekam. Jetzt schuf die litauische Musikerin und Künstlerin Lina Lapelyte (Jahrgang 1984) für München ein Kunstwerk im öffentlichen Raum.
Darin trifft das Zarte auf das Wuchtige: "Copper Lick" (wörtlich "Kupfer Schlecken" heißt die Kombination aus Steinskulptur und Klang-Performance, die mit 150.000 Euro aus dem Topf des "Public Art"-Programms im Kulturreferat finanziert wurde und bis 18. Juni am Ende des Kabelstegs hinter dem Muffatwerk zu erleben ist. Jeden Dienstag ab 17 Uhr singt vor einem zweigeteilten, konkav ausgehöhlten und etwa 2,50 Meter hohen Stein ein neunköpfiger Chor gegen das enorme Geläut der gegenüberliegenden Lukaskirche an.
Ein akustischer Spiegel
Weil das Läuten der Kirchenglocken hier ein prägendes Element der urbanen Audio-Spur ist, machte es Lapelyte zum wesentlichen Part ihres dialogischen Kunstwerks. Und der Standort am Ende der Zellstraße ist tatsächlich umgeben von Kirchen: Außer St. Lukas steht oberhalb an der Hangkante die kleine Nikolaikirche, beteiligt sind zudem - in immer größerem Radius - St. Johann Baptist, St. Maximilian und der Dom.
Bei der Eröffnung hörte man allerdings vor allem St. Lukas inmitten der hier auch ohne Glockenschall dichten Geräuschkulisse. Der mehr als 400 Millionen Jahre alte Kalkstein aus Litauen wiederum mit seinen eingeschlossenen Schalentieren ist schon im Naturzustand eine Schau. Architekt Mantas Peteraitis fand ihn für Lapelytes Kunstwerk, ließ ihn auf der Rückseite behauen, vorne polieren und mit zwei parabolischen Mulden aushöhlen. So soll er als akustischer Spiegel dienen und den Schall bündeln, wenn man davorsteht und hineinspricht. In München gibt es bereits eine nach diesem Prinzip funktionierende Installation mit Parabolspiegeln aus Beton in der Grünanlage am Neuhofener Berg.
Die Glocken sind zu laut
Als einzig sichtbares Zeichen von "Copper Lick" hat der eindrucksvolle Findling zentrale Bedeutung. Leider hat die steinerne Skulptur bei der Performance eher Symbolcharakter, denn das Gesangsensemble steht frontal davor. Es sind überwiegend Summtöne und Vokallaute, die in unterschiedlicher Stimmlage und Lautstärke erklingen. Die raren Worte ("Tapeline" und "Penalties") sind beim besten Willen nicht zu verstehen. Der subtile Sound der neun Stimmen ist auch bei größter Anstrengung und aus nächster Nähe letztlich zu leise, um sich neben dem Glockenläuten behaupten zu können.
Bis 18. Juni, Ecke Kabelsteg/Zellstraße, Live-Performance jeden Dienstag, 17 Uhr
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