Alter Schwede: Nils Landgren in der vollen Muffathalle
Die „Funk for Life“-Tour von Nils Landgren. Wo Funk und Jazz nicht nach Fahrstuhlmusik klingt.
Muffat! Geil!“ ruft er in die Halle. Es ist heiß geworden nach „Funk for Life“, das der Schwede zur Begrüßung in seinen „Favoritenladen“ geschmettert hat. Landgren entledigt sich mit ironischer Strip-Pose der Krawatte und des Jacketts. „Leider bin ich ein dicker alter Schwede, sonst würde ich weitermachen“, erklärt er augenzwinkernd auf deutsch. Leicht breitbeinig steht er da, in Flickenjeans, locker in den Knien und bläst tänzelnd ein schnelles, improvisiertes Jazz-Solo in die rote Posaune. Unten tanzt das After-Work-Publikum mit. Die Rhythmen lassen Anzughosen und Kostüme wippen, Hälse – noch mit Krawatten – und Köpfe wiegen im Takt. Die Funk-Unit-Jungs spielen Freejazz und Fusion-Funk, aber nicht als leere Fahrstuhlmusik oder Lounge-Hintergrund-Gedudel. Die sieben Musiker erzählen musikalisch Geschichten: Eine elegische Trompete fleht, dann fallen Posaune und Saxofone in die traurige Melodie ein.
Dann wieder pure musikalische Freiheit und Lebenslust – Instrumentenakrobatik, wenn die beiden Saxofonisten sich im Wettkampf immer schneller, immer schriller zum Höhepunkt schrauben, an dem Keyboard, Schlagzeug, die E-Gitarren und die Posaune wieder groovend einsetzen. „So weit, so gut“, meint Nils Landgren, der sympathisch zurückhaltende, lässige Jazzkönig ohne Glamourposen und erzählt nur kurz von seinem Benefizprojekt für „Ärzte ohne Grenzen“. Dann klatschen die Münchner die Funk Unit noch zweimal auf die Bühne, bis sie zu „Same ol’ Story“ in Dixieland-Stimmung die Bühne verlassen.
Lena Pauli
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