Also, tschüssi, bis die Tage!

Der Comedian Rüdiger Hoffmann über seine berühmte Begrüßung, grundsätzliche Fragen des Herrenhaarschnitts und seine beiden Lieblingsworte „irgendwie” und „obwohl”
Michael Stadler |
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Es gibt sie, diese WG-Mitbewohner, die ein bisschen penibel sind, oder diese spielenden Kinder am Nebentisch, die einem das Rotweinglas aus der Hand schlagen, zack, aufs Sakko und einen noch mehr zurichten… Mit den Freude des Alltags beschäftigt sich Rüdiger Hoffmann seit über 20 Jahren. Jetzt kommt er mit seinem neuen Programm „obwohl…” am 12. Mai in den Circus Krone, um uns Gutbürgerlichen in gewohnter Langsamkeit das Zwerchfell zu streicheln.

RÜDIGER HOFFMANN: Hallo erstmal…

AZ: Nein, fangen Sie etwa so jedes Gespräch an?

Nein, das habe ich extra für die Münchner Abendzeitung vorbereitet.

Woher kommt eigentlich diese berühmte Begrüßung von Ihnen?

Das habe ich ganz am Anfang meiner Karriere erfunden. Ich dachte mir, dass es lustig wäre, auf die Bühne zu gehen und am Anfang so einen ganz miesen Eindruck zu machen. In diesen Kabaretts, in denen man spielt, wenn man unbekannt ist, kennen einen die Leute ja nicht, das heißt, die kaufen so eine Karte für acht Mark und gucken mal rein, weil das Plakat ganz nett aussieht. Ich bin dann rausgegangen und meinte: „Ja, hallo erstmal, ich weiß gar nicht, ob Sie das wussten, aber ich bin so ein bisschen nervös, und der erste Eindruck ist ja auch immer wichtig. Wenn Sie jetzt zum Beispiel gemerkt haben, dass ist doch nicht so das, was ich mir für heute Abend vorgestellt hab’, könnte ich durchaus verstehen, wenn Sie sich jetzt noch für was anderes entscheiden würden.” Ab da fingen die Leute schon an zu lachen.

Es klingt unglaublich schlaff.

Ja, so sollte es auch sein. Ich kam auch wirklich schlaff und linkisch auf die Bühne. In manchen Gesichtern konnte ich dann auch sehen, dass die dachten: O Scheiße, wäre ich lieber woanders hingegangen. Das hat mir diebische Freude bereitet.

Ich nähere mich selbst der Glatze an, deswegen kann ich das wohl auch fragen: Früher hatten Sie einen Haarkranz, den haben Sie sich vor einigen Jahren abrasiert. Hat das Ihre Bühnenfigur verändert?

Eigentlich nicht. Ich fand das irgendwann lächerlich und hatte auch Probleme, die Haare mit Gel in eine Form zu bekommen, dass sie nicht herumflogen, so im Wind. Das ist eine ganz gute Frisur, mit der man sehr alt werden kann, weil sich da nichts mehr verändert.

Das ist Endstation.

Man muss sich auch nicht die Haare färben wie manche Kollegen oder mit irgendwelchen Toupets arbeiten. Also, ich kann Ihnen nur dazu raten. Man spart auch Geld fürs Shampoo. Und die Frauen finden es gut.

Mal schauen. Ihr neues Programm heißt „obwohl” – mit dem Wort kann man gemachte Aussagen sehr schön relativieren.

Genau. „Irgendwie” ist auch so ein Lieblingswort. Aber „obwohl” ist einfach super, weil man etwas erzählen kann, alle steigen drauf ein und irgendwann sagt man „obwohl, also eigentlich finde ich es doch nicht so gut, weil…” und dann geht man in eine ganz andere Richtung. Das Wort gibt einem Freiheit.

Was für „obwohl”-Typen haben Sie in Ihrem Programm?

Dieses Programm ist ein wenig Rüdiger Hoffmann back to the roots. Ich bin bewusst minimalistischer geworden, sitze auf dem Stuhl oder stehe am Mikrofon und erzähle Geschichten aus dem Alltag, zum Beispiel von Olaf und Birte, mit denen wir zusammen in Dänemark Pärchenurlaub gemacht haben.

Haben Sie so einen Urlaub zu viert schon mal gemacht?

Pärchenurlaub haben meine Frau und ich natürlich schon gemacht, klar. Und es ist eigentlich immer so, dass es irgendwann Stress gibt. Bei meinen Geschichten ist es immer so, dass ein Teil selbst erlebt ist und ein anderer Teil einfach erdichtet.

Sie sind seit über 20 Jahren auf der Bühne. Hat sich die Comedy-Szene stark verändert?

Auf jeden Fall. Damals gab es nur eine Handvoll Leute, Helge Schneider, Badesalz vielleicht, Tom Gerhard und mich. Dann gab es ganz lange nichts. Mittlerweile gibt es unglaublich viele. Das andere ist, dass es sehr laut geworden ist. Ich habe das Gefühl, dass manche Comedians die Leute permanent anschreien. Oft sind das Oneliner-Geschichten, an die man sich hinterher gar nicht mehr erinnern kann. Das ist nicht so mein Ding. Ich mag es, Geschichten zu erzählen, dazu auch leise Zwischentöne. Auch wenn man mal einen Schmatzer am Mikro macht und das schon Reaktionen erzeugt bei den Leuten.

Ein Geheimnis Ihres Erfolges ist diese Entschleunigung, Ihre Langsamkeit.

Ich kann auch schneller sprechen, aber die Geschichten brauchen ein gewisses Timing, damit die Bilder im Kopf der Zuschauer entstehen können. Dann sitze ich da vorne, bei mir ist das Kopfkino an, und die sitzen da und jeder hat sein eigenes Kopfkino an. Das lieben die einfach.

Dann viel Spaß in München. Gibt’s denn etwas Entsprechendes zu „Hallo erstmal”, womit man sich verabschieden kann?

Also, tschüssi dann, bis die Tage.

Circus Krone, 12. Mai, 20 Uhr, Restkarten unter Tel. 5458000

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