Allweil a große Soche
Ein wertvoller Schatz, ein Mord an einer alten Dame und ein verschwundenes Auto – damit muss sich Kult-Kommissar Kluftinger in seinem sechsten Fall mit dem Titel „Schutzpatron” auseinander setzen. Kluftinger hat darin eine neue Aufgabe: Er soll den prachtvollen Burgschatz mit der Reliquie des St. Magnus – dem Schutzpatron des Allgäus – bewachen. Nach seinem spektakulären Fund und seiner Tour durch die Welt soll der Schatz nun dauerhaft in einem Museum in Altusried untergebracht werden und Kluftinger ist Teil der Arbeitsgruppe, die für seine Sicherheit sorgen soll.
Dabei hat der Kommissar eigentlich ganz andere Sorgen. Denn der Tod einer alten Frau entpuppt sich als ein perfider Mord, und außerdem ist Kluftingers 30 Jahre alter, geliebter Passat verschwunden – gestohlen, keine Frage! Schnell ist klar: Zwischen dem Mord und dem Schatz besteht ein Zusammenhang. Die wertvolle Reliquie ist im beschaulichen Allgäu keineswegs sicher. Eine Diebesbande schickt sich an, den Burgschatz zu stehlen.
Kluftinger macht sich mit seinen Kollegen auf ihre Spur und muss dabei so einiges durchmachen: angefangen von einer unfreiwilligen Golfkarriere bis hin zu einer Dienstreise, auf der er sich mit dem eifrigen Richie Maier ein Bett teilen muss. Bei aller Mühe scheinen die Kriminellen ihm aber immer einen Schritt voraus zu sein.
Der unerwartete und bislang nicht gestoppte Höhenflug des „Columbo aus Altusried”, dessen Ermittlungen in 2,5 Millionen Exemplaren vorliegen, hat einen ganzen Boom vom Regionalkrimis ausgelöst, auch wenn die beiden Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr dieses Wort gar nicht gerne hören. „Manche Leute unterscheiden zwischen dem Regionalkrimi auf der einen und dem ,richtigen’ Krimi auf der anderen Seite – das ist es, was mich an dem Begriff stört”, sagt Klüpfel. So ganz ohne seine Allgäuer Wurzeln wäre Kluftinger aber nicht das, was er ist, räumt Kobr ein. „Das wäre sonst alles viel zu steril.”
So setzen die beiden (und ihre Epigonen) auf ein Konzept, bei dem die Spannung häufig die zweite Rolle spielt. Die von Missverständnissen geprägten, unbeholfenen Dialoge zwischen Kluftinger und seinen Mitmenschen nehmen einen großen Teil des Buches ein. Klischees müssen saftig bedient werden, auch das ist ein Erfolgsrezept der Regional-, Lokal- oder gar Provinzkrimis:
Kluftingers schwieriger und von kulturellen Vorurteilen bestimmter Versuch, eine Beziehung zu seiner japanischen Schwiegertochter aufzubauen, ist humoristisch natürlich ergiebiger als die Suche nach den Dieben und die Aufklärung des Mordes.
Das ändert sich dann beim aufsehenerregenden Showdown, der mit starken Anleihen bei „Ocean’s 11” oder sogar bei Dan Browns „Sakrileg” in deutlichem Kontrast zum ansonsten eher behäbigen Allgäuer Ermittlungstempo stehen.
Volker Klüpfel und Michael Kobr stellen „Der Schutzpatron” (Piper Verlag, 368 Seiten, 19.95 Euro) in einer Leseshow am 1. Juni im Circus Krone vor (Einlass: 19 Uhr, Tickets: 20 Euro)