Alles hübsch verpackt

Die Staatsoper spielt in der kommenden Spielzeit einen neuen „Ring”, fährt zum Papst und bringt nach vielen Jahren wieder Puccinis „Turandot” heraus, die Zubin Mehta dirigieren wird
von  Robert Braunmüller

Es soll Paare geben, die sich nach vollzogener Scheidung viel besser verstehen als je zuvor. Kent Nagano, der nichtverlängernde Generalmusikdirektor ab 2013, saß bei der Vorstellung der künftigen Premieren einträchtig neben Nikolaus Bachler und ließ sich von ihm mit dem Vornamen anreden.

Die beiden Profis haben sich einiges vorgenommen: Anlässlich von Wagners 199. Geburtstag steht die Saison ganz im Zeichen des Opernvierteilers. Von Februar bis Juli stemmt Nagano mit dem Regisseur Andreas Kriegenburg den „Ring des Nibelungen”. Die Rollen sind nicht durchgehend besetzt: Die Brünnhilden teilen sich Katarina Dalayman, Catherine Nagelstadt und Nina Stemme, den Wotan Juha Uusiatlo und Johan Reuter. Siegfried ist mit Lance Ryan und Stephen Gould besetzt. Anja Kampe und Klaus Florian Vogt geben das Wälsungenpaar, als Hagen wird Hans-Peter König bassige Urgewalt verströmen.

Als erste Premiere der Saison kommt nach vielen Jahren Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen” in der Regie von Richard Jones neu heraus. Wir drücken die Daumen für Rolando Villazón: Er soll sich als Titelheld tragisch in die von Diana Damrau verkörperten drei Frauen verlieben. Konstantinos Caridis dirigiert.

Im Dezember erfüllt sich Zubin Mehta einen Wunsch: Schon als Generalmusikdirektor hätte er gern eine neue „Turandot” dirigiert, was damals aber nicht zustande kam. Die katalanische Bühnentruppe La Fura dels Baus verlegt Puccinis Oper ins moderne China. Jennifer Wilson, die gewaltige Brünnhilde aus Mehtas Valencia-„Ring”, singt die Titelrolle, der Krawattltenor Marco Berti übernimmt sich hoffentlich nicht mit dem Kalaf.

Um die Premieren herum gibt es eine Reihe interessanter Gastspiele: Jonas Kaufmann singt in Verdis „Don Carlo”, der Wunderdirigent Teodor Currentis übernimmt eine „Macbeth”-Serie, Peter Seiffert wagt einen Otello und Anna Netrebko schaut in „I Capuleti e i Montecchi” vorbei.

Mit einem dirigentenlosen Konzert und den Maestri Kurt Masur, Dan Ettinger und Karl-Heinz Steffens feiert die Musikalische Akademie des Staatsorchesters ihren 200. Geburtstag. Als dritter Münchner Musikchef nach Jansons und Thielemann schaut auch Kent Nagano beim Papst in Rom vorbei: Benedikt bekommt Bruckners Neunte und das Te Deum mit der Audi-Chorakademie vorgespielt.

Am Ende der Spielzeit gibt es eine kuriose Dopplung: Das Opernstudio zeigt am 11. Juni Janáceks „Das schlaue Füchslein” in der Regie von Florian Bösch, ehe nur acht Tage später das Gärtnerplatztheater die gleiche Oper mit der Theaterakademie im Prinze herausbringt. Bachler hofft auf einen interessanten Vergleich und schiebt den schwarzen Peter einer mangelnden Absprache dem Intendantenkollegen zu, der dies wiederum bestreitet.

Die Staatsoper hofft, das Japan-Gastspiel im Herbst wie geplant durchführen zu können. Selbstbewusst erklärte Bachler sein Haus zur Nr. 1 in der Welt. Die üblichen Premieren-Buhs steckt er leicht weg, wenn die Leute strömen und ihm eine Auslastung von 97 Prozent bescheren. Und weil somit eitel Sonnenschein herrscht, verändert sich übrigens auch die Titelseite des Vorschauhefts, wenn man sie dem Licht aussetzt. Bei der Pressekonferenz klappte es nicht – ein klassischer Vorfüreffekt. Wenn’s das kein schlechtes Omen für den Inhalt der Verpackung war!

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