Alle Neune für den Film

Abgeräumt und wieder aufgestellt: Wie die Schwabinger 7 fällt auch das Monopol-Kino dem Abriss zum Opfer. Doch es eröffnet im August neu: in der Nähe des Nordbads, mit mehr Plätzen
von  Michael Stadler

Eigentlich ist alles ganz herrlich: Da ist ein Kino in Schwabing, das smarte Filme fern des Mainstreams zeigt – und die Münchner gehen gerne hin. „Wir hatten in den letzten fünf Jahren 40 000 Besucher im Schnitt, bei zwei Sälen mit insgesamt 119 Plätzen!” erzählt Christian Pfeil, der zusammen mit Markus Eisele neben dem Neuen Arena in der Hans-Sachs-Straße seit 2005 das Monopol betreibt. Ein Kino, für sein Programm ausgezeichnet mit dem Schwabinger Kunstpreis. Und dennoch: Jetzt ist in der Feilitzschstraße Schluss.

Das Monopol sitzt im sanierungsbedürftigen Gebäudekomplex, zu dem auch die Kultkneipe Schwabinger 7 gehört. Und wie man weiß, soll hier nichts saniert, sondern bereits ab Juli alles abgerissen werden. Die Hamburger Immobilien Handlung (HIH) will das schicke München schicker machen: mit Luxus-Wohnungen und Geschäften, die auf dem Gelände Platz finden sollen. „In München funktioniert fatalerweise der Kapitalismus”, sagt Pfeil. Nachdem ihm und Eisele bei der letzten, auf sechs Monate beschränkten Mietverlängerung im Dezember 2010 mitgeteilt wurde, dass im Juni der Ofen definitiv aus sei, machten sie sich auf die Suche. Und wurden fündig: Im August wird das neue Monopol in der Schleißheimer Straße 127 in der Nähe des Nordbads aufmachen.

Noch ist in der Schleißheimerstraße alles Baustelle: Die Bahnen des einstigen Kegelparadieses „Zum Erwin” mussten in den Räumen im Tiefgeschoss entfernt werden. Drei Kinos mit 199 Plätzen werden hier nun eingerichtet. Ein Saal, und das ist neu fürs Monopol, kann über 100 Zuschauer aufnehmen. „Wir werden uns breiter aufstellen können”, freut sich Pfeil. Investiert werden rund eine halbe Millionen Euro. Die Kinos bekommen dabei eine Ausrüstung auf dem neuesten Stand der Technik – digitale Projektion für gestochen scharfe Bilder. „Wir werden abgefedert durch eine Digitalisierungsförderung”, so Pfeil. Andere Fördergelder, etwa von der Filmförderungsanstalt (FFA), wurden beantragt. Um es „noch schöner” zu machen, werden Stuhlpatenschaften an Privatpersonen und Unternehmen angeboten. Dabei sollen die alten Kinosessel vom demnächst geschlossenen Filmcasino in die Säle montiert werden. Erfahrene Sitze für neue Hintern in neuer Umgebung.

Seinen Prinzipien bleibt Pfeil treu: Kinowerbung wird es weiterhin im Monopol nicht geben. Dafür ein Programm mit Niveau, auch Kinderkino, passend zum Klientel im neuen Einzugsgebiet. Mit dem Beziehungsdrama „Blue Valentine” wird das neue Monopol Anfang August seine Toren öffnen. Im alten findet am nächsten Sonntag die letzte Vorstellung statt: „Biutiful” mit Javier Bardem soll die richtige Endzeitstimmung erzeugen. Der Zerfall eines Mannes zum letzten Atemzug eines Kinos. Aber es gibt eine Auferstehung, immerhin, in der schwankenden Kulturstadt München.

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