Alexander Held: Die späte Entdeckung

Der Münchner Schauspieler Alexander Held verpasste knapp eine Fußballer-Karriere und Petersens „Das Boot“. Mit 51 Jahren ist er so gefragt wie nie zuvor
von  Abendzeitung

Der Münchner Schauspieler Alexander Held verpasste knapp eine Fußballer-Karriere und Petersens „Das Boot“. Mit 51 Jahren ist er so gefragt wie nie zuvor

"Hören Sie auf zu husten. Kotzen Sie oder seien Sie ruhig.“ Alexander Held spielt im BR-„Polizeiruf 110 – Zapfenstreich“ den knallharten Hauptfeldwebel Melzer, der Soldaten für einen Auslandseinsatz trainiert und leiden lässt – vor allem die Frauen. Als eine junge Soldatin aus seiner Ausbildungseinheit ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden wird, gerät er schnell unter Verdacht. Und auch Kommissarin Steiger (Stefanie Stappenbeck) hat mit seinem Machogehabe und der zynischen Art zu kämpfen.

„Ja stimmt, der Melzer ist nicht gerade ein Charmeur“, sagt Held. Charmante Typen spielt der 51-jährige Münchner ohnehin selten. Regelmäßig glänzt er in undurchsichtigen Schurkenrollen – mal als verschlagener Politiker („Der Bulle von Tölz“, „Genug ist nicht genug“) oder durchtriebener Bankier („Zwei vom großen See“). In „Schindlers Liste“ spielte er einen Nazi. Als Gestapobeamter Mohr brillierte Held im Kino: „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ bekam eine Oscar-Nominierung.

Am liebsten der Schlimmste der Schlimmen

„Warum denn immer so böse?“, wird Held schon mal auf der Straße gefragt. „Wenn schon, dann spiele ich am liebsten den Schlimmsten der Schlimmen“, sagt er der AZ. „Ich bin aber auch froh, wenn ich mal ein unglücklich verliebter Verlobter sein darf, wie in Jo Baiers ,Liesl Karlstadt und Karl Valentin’“.

Seine Karriere startete Held nach der Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule an den Münchner Kammerspielen. Mehr als 14 Jahre stand er auf der Bühne, Film- und TV-Angebote lehnte er strikt ab. „Ich habe nicht die Möglichkeit gesehen, mich woanders so unmittelbar ausdrücken zu können wie auf der Bühne.“ Selbst als Wolfgang Petersen ihm 1980 eine Rolle in „Das Boot“ anbot, entschied er sich fürs Theater. „Bereut habe ich das nie“, sagt Held und lacht. „Denn wer weiß, was das mit dem jungen Mann, der ich damals war, angestellt hätte.“

Dann aber kam der Sinneswandel. Acht Produktionen hatte er zeitweise während einer Spielzeit. „Ich bin aber angetreten, um eine künstlerische Sicht auf die Welt umzusetzen. Wenn ich von der Welt nichts mehr mitbekomme, habe ich auf der Bühne nichts mehr zu erzählen.“

Auch heute ist Held viel unterwegs. Umso älter er wird, desto größer werden seine Rollen. Vor einigen Jahren hat er sich mit seiner Frau, einer gebürtigen Gräfin Fugger, einen „Ruhepunkt“ in Tirol geschaffen. Dort tankt der Münchner in der drehfreien Zeit auf. Denn „in höchster Erregung“ spielt er seine Rollen. „Wenn man den ganzen Tag als Hauptfeldwebel Melzer Befehle rausschreit, dröhnt einem am Abend schon der Kopf.“

Gegen Inter Mailand wird der Löwe zum Bayern–Fan

Melzers Sprüche sind alle Originalzitate, erzählt er. Klar, die Realität toppt den Krimi sogar noch. Mit grausamen Aufnahmeritualen, Mutproben und Folter stand die Bundeswehr ja schon häufiger in den Schlagzeilen. Held ist nicht nur deshalb kein Freund von „militärischen Auseinandersetzungen – wie auch immer die heute genannt werden“. Er selbst hat verweigert, „wenn ich jemandem diene, dann den Figuren und Charakteren, die ich zu spielen habe“. Zum Ersatzdienst musste Held nicht – wegen einer Verletzung. Die hielt ihn auch davon ab, Profifußballer zu werden. „Fünf Mal war ich mit 1860 Jugendmeister. Wir haben die Bayern immer geschlagen“, erzählt er. Am 22. Mai aber macht der Löwen-Fan eine Ausnahme, da drückt er sogar den Roten die Daumen.

Und auch beruflich wechselt Held gerade die Seiten. Er dreht den ZDF-Krimi „Stralsund – tödliche Ohnmacht“ – und diesmal ist er nicht der Schurke, sondern Kommissar.

Angelika Kahl

Sonntag, 9. Mai, ARD, 20.15 Uhr

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