Abschied am Elbstrand
HAMBURG - Zum Schluss schlendern sie Arm in Arm am Wasser entlang: Der Kommissar und seine Geliebte, die Staatsanwältin. Und es ist klar, dass Jan Casstorff seinen Beruf aufgeben wird, um mit ihr, die er gerade aus den Händen von Entführern befreit hat, sein Leben ohne Kriminelle zu genießen. So verabschieden sich Robert Atzorn und Ursula Karven am Sonntag aus dem NDR-Tatort. „Und Tschüss“, heißt der letzte Film.
„Seit 2001 haben wir 15 Tatorte gedreht. Ich finde, das ist viel. Schließlich wird man doch Schauspieler, um verschiedene Charaktere auszuloten“, sagt Robert Atzorn. Er hatte ein schweres Erbe angetreten, nach dem Abgang von Manfred Krug und Charles Brauer. Sein Jan Casstorff sollte ein Kommissar mit Privatleben sein – deswegen gab man ihm am Anfang einen halbwüchsigen Sohn und eine überspannte Ex-Frau. Später muss er erfahren, dass sein Sohn nicht sein leiblicher Sohn ist und der ging dann auch noch mit der Ex-Frau nach Amerika. Dafür bekam der einsame Kommissar eine Frau: die Staatsanwältin, Wanda, um deren Leben er im letzten Film bangt.
Mit Drehbuch unzufrieden
Mit den Drehbüchern zu den Krimis war Atzorn am Ende nicht mehr zufrieden. „Die Geschichten waren o.k., aber meine Rolle wurde zu dünn“, sagt der 63-Jährige. Gerüchte, er habe mit Thilo Prückner, der von Beginn an als Kommissar Holicek dabei war, Probleme gehabt, weist er aber zurück. Im Gegenteil: „Er war und ist der einzige echte Freund, den ich in der Branche habe.“ Der neue Kommissar beim NDR wird Mehmet Kurtulus sein, der kürzlich beim umstrittenen Aleviten-Tatort als alevitischer Polizist neben Maria Furtwängler zu sehen war.
Atzorn will neue Rollen – und ist weiterhin bestens im Geschäft. „Ich bin über 60. Viel Zeit hab’ ich nicht mehr“, sagt er. Zurzeit dreht er in Kapstadt neue Folgen der ZDF-Reihe „Der Kapitän“, weitere Drehorte sind Feuerland und Hamburg. Noch in diesem Jahr wird er in dem Drama „Mein Mann, der Trinker“ als Alkoholiker zu sehen sein. Das Thema liegt ihm, der als Jugendlicher mit Alkohol Probleme hatte, besonders am Herzen. Er mache den Film „schon um zu zeigen, welches Gift der Alkohol ist“. Im ZDF-Projekt „Im Gehege“ spielt er dann einen Lehrer, der sich in ein junges Mädchen verliebt.
Seine Ruhe findet der gebürtige Hamburger in Bayern. Jahrzehntelang hatten er und seine Frau Angelika in Prien gewohnt, dann dachte Atzorn, er müsse zurück in die Stadt seiner Kindheit – ein Fehler. „Wir bekamen Heimweh. Ich dachte immer, meine Wurzeln lägen am Meer. Aber dort oben stellte ich feste, ich brauche diese Wurzeln nicht.“ Was er brauchte, war der Chiemsee. Und da ist er jetzt wieder hin. „Schwimmen am Morgen, wenn die Nebelschwaden noch über dem See liegen. Nebenan ein paar Gänse. Er gibt nichts Schöneres“, schwärmt sagt er. „Hier bleibe ich auf dem Boden der Tatsachen.“
ta