Aaaaahhhh uohuoh ouh-ouh: Tarzan wird 100
Im August 1912 erschien die erste der vielen Tarzan Geschichten von Autor Edgar Rice Burroughs – der Herr des Dschungels hat auch mit 100 Jahren nichts von seiner Faszination verloren
DER AUTOR
Edgar Rice Burroughs wurde 1875 in Chicago geboren und hatte vom Goldgräber bis zum Eisenbahnpolizist schon vieles erfolglos versucht, ehe er mit dem Schreiben begann. Nach einigen abgelehnten Geschichten veröffentlichte das „All-Story“-Magazin“ 1912 „Tarzan of the Apes“. Die Geschichte vom „edlen Wilden“, der von Affen in Afrika aufgezogen wird, fand großen Anklang und Burroughs musste immer weiteren Stoff liefern. Zehn Jahre später kaufte sich Burraughs von dem Geld aus Büchern und Filmen eine riesige Ranch in der Nähe von Los Angeles und nannte sie „Tarzana“ – so heißt sie heute noch. Burroughs starb 1950, in Afrika war er nie.
DIE FIGUR
„Tarzan ist die Antwort auf den Widerspruch zwischen Natur und Kultur im Menschen“, schreibt der Filmkritiker Georg Seeßlen. Schließlich ist er ja eigentlich Lord Greystoke, der von der „Ziehmutter“, der Äffin Kala gesäugt wird. Damit orientiert sich Burroughs am „Wolfskind“-Mythos und noch viel stärker an Kiplings populärem „Dschungelbuch“. Übrigens: Den berühmten Satz „Ich Tarzan, Du Jane“ gibt es nicht in der Verfilmung mit Johnny Weißmüller, nur in der deutschen Synchronfassung.
DER HELD
Fünf olympische Goldmedaillen sammelte der 1904 in Österreich-Ungarn geborene János Weißmüller bei den Spielen 1924 und 1928. Zudem war der für die USA startende Spitzenschwimmer der erste Mensch, der die 100 Meter Freistil unter einer Minute bewältigte. Dennoch wäre er heute wohl nur noch Experten ein Begriff, hätte er nicht 1932 eine ganz besondere Karriere gestartet: Johnny Weißmüller spielte den Dschungelherren Tarzan bis 1948 in einem Dutzend von Kinofilmen. Er war nicht der erste Tarzan-Darsteller, aber bis heute der mit Abstand populärste. Unvergesslich blieb auch sein Besuch im live ausgestrahlten „ZDF-Sportstudio“ 1971, als der mitgebrachte Affe Weißmüllers deutscher Frau Maria Baumann die Perücke vom Kopf riss. Johnny Weißmüller starb im Alter von 79 Jahren. Als sein Sarg in Acapulco in die Erde gesenkt wurde ertönte der Tarzanschrei.
DER SCHREI
Im Buch erklingt der Schrei erstmals, als der junge Tarzan mit seinem Spielgefährten von der Löwin Sabor angegriffen wird: „Er erhob seine Stimme zu jenem Hilfeschrei, der bei seinem Stamm üblich war.“ Edgar Rice Burroughs gibt aber keinen Hinweis darauf, wie dieser klingt. In der ersten Verfilmung, sechs Jahre nach Erscheinen des Buches im Jahr 1918 blieb Tarzan- Darsteller Elmo Lincoln naturgemäß stumm. Johnny Weißmüller durfte in seinem ersten Einsatz „Tarzan, der Affenmensch“ 1932 den berühmten Schrei ausstoßen. Weißmüller, ein begeisterter Jodler, behauptete, den Schrei selbst erfunden zu haben, er wurde allerdings technisch verfremdet.
DIE VERMARKTUNG
Burroughs verriet seinen Tarzan schon früh an den Markt, entwickelte als einer der ersten ein exzessives Merchandisingsystem (bis hin zum Tarzan-Kaugummi). Es gibt über 100 Verfilmungen und Serien, der einzige Versuch aber, der sich streng an die literarische Vorlage von Burroughs hält, wurde 1984 mit „Greystoke“ unternommen, hier spielt Christopher Lambert den Tarzan. Disney brachte 1999 den ersten Zeichentricktarzan in Spielfilmlänge ins Kino – ein voller Erfolg, der allein in Deutschland 5,6 Millionen Zuschauer in die Kinos lockte. Der Konzern brachte daraufhin ein auf dem Film basierendes Musical heraus zu dem Phil Collins die Musik schrieb. Das Stück feierte 2006 am Broadway Premiere und läuft seit fast vier Jahren in Hamburg.
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